Rezension

Fantasy-Debüt mit Tiefgang

Anna und das Vermächtnis der Drachen - Rina Bachmann

Anna und das Vermächtnis der Drachen
von Rina Bachmann

Bewertet mit 4 Sternen

Zauberhafte Fantasy mit tiefgründigem Inhalt

Anna und das Vermächtnis der Drachen ist eine Fantasy-Geschichte mit ungewöhnlichem wie reizendem Ansatz: Es geht weniger um Action -  wobei diverse Verwicklungen und Reisen in die Unterwelt, in die Oberwelt, in die mongolische Steppe usw. natürlich für Spannung sorgen - als vielmehr um das Thema der Selbstfindung und des selbstbestimmten Lebens.

Die Autorin versteht es sehr gut, Bilder im Kopf zu erzeugen, z.B. die unheimlichen Schwertvögel und der Tote Wald – das hat wirklich Atmosphäre. Auch der philosophische Ansatz war gut untergebracht, ohne belehrend und moralisierend zu wirken.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, poetisch und bildhaft, was auch gut zur Thematik und dem Genre passt.

Die Rückblicke in die Kindheit der Protagonisten machen ihre Handlungs- und Denkweise plausibel.

Die Dialoge waren mir teilweise ein wenig zu ausführlich. Aber das sieht jeder anders.

Die Charaktere:

Ian ist wirklich gut gelungen: Seine Zweifel, die Reaktion, als er erfährt, wer er wirklich ist und die Gehirnwäsche, der er unterzogen wurde. Seine Wandlung zur verantwortungsbewussten, sich seiner selbst sicheren Persönlichkeit wird gut nachvollziehbar erzählt.

Anna ist ebenfalls kein einfacher Charakter. Anfangs naiv, will sie mit dem Kopf durch die Wand und alles auf einmal, aber sie lernt mit der Zeit und wächst mit ihren Aufgaben. Ihre magischen Fähigkeiten waren für mich am Anfang nicht recht begreifbar, das gab sich aber dann im Lauf der Geschichte. Da gab es bildreiche wie manchmal witzige Beispiele dazu, s. Gögling.

Greda, die Grausame, ist auch eine vielschichtige Persönlichkeit. Ausgestattet mit zu viel Macht, befindet sie sich in einem Zwiespalt, der ihr schließlich zum Verhängnis wird.

Barbara, die brummige Alte, die sich so grobschlächtig gibt, aber trotzdem das Herz auf dem richtigen Fleck hat, fand ich als Nebenfigur sehr bereichernd.

Die Welten:

Oberwelt und Unterwelt sind sehr detailliert und gut beschrieben. Ich konnte mir sie sehr gut vorstellen.

Besonders beklemmend und faszinierend fand ich, wie erwähnt, den Toten Wald und das Labyrinth.

Das Cover zeigt im Hintergrund den Belchen, einen Berg im Südschwarzwald. Durch die Farbgebung sieht er schön mystisch aus. Der Drache im Vordergrund ist evtl. der, dem die Story zu verdanken ist.

Fazit: Eine reizende, lesenswerte Fantasy-Geschichte mit Magie und tiefgründigem Inhalt, die ich gut weiterempfehlen kann.

Das Ende lässt an eine Fortsetzung denken, auf die man gespannt sein darf!