Rezension

Farbig, romantisch

Der Geschmack von Sommerregen - Julie Leuze

Der Geschmack von Sommerregen
von Julie Leuze

Bewertet mit 4 Sternen

Sophie ist eigentlich normal, wie man eben so ist, mit 16 Jahren. Aber sie hat ein Geheimnis: Alle ihre Gefühle sieht sie in Farben vor sich. Glück, Traurigkeit, Einsamkeit, Freude, alles hat seine eigene Kolorierung. Das verbirgt sie aber vor allen außer ihren Eltern, sogar vor ihrer besten Freundin. Und auch ihre Eltern heißen das nicht gut, denn vor langer Zeit hat Sophies Oma etwas Schreckliches getan - und auch sie hat Farben gesehen.
Dann kommt Mattis in die Klasse, und erobert auf einen Schlag die Herzen der Mädchen. Als er sich Sophie zuwendet und scheinbar Gefühle für sie hat, kann es keiner so richtig fassen, erst recht nicht Sophie.
Die anstehenden Pfingsferien werden zu einem Wechselbad der Gefühl, denn Sophie möchte vor allem eins: mit Mattis schlafen!
Doch auch er weiß nicht von den Farben. Und solange er die wahre Sophie nicht kennt, mag sie sich nicht öffnen. Sophie muss endlich herausfinden, was die Farben bedeuten...

"Der Geschmack von Sommerregen" ist kein Teenie-Roman mit platter Liebesgeschichte. Es hat den Beigeschmack eines seltsamen Autismusses, wie ich zunächst vermutete. Das war nicht schlimm, sondern machte die Geschichte besonders. Warum unterdrückten Sophies Eltern jedes Gespräch, warum sollte das Farbensehen etwas schlechtes sein?

Dieser Konflikt mit dem seltsamen Monitor von Sophie und das zarte Anbändlen mit Mattis fand ich richtig toll. Besonders als Sophie ein Bild von Mattis am PC nachbearbeitet hat, und endlich auch "real" ihre Farben zugelassen hat. Dass Mattis auch "speziell" ist, war ein kleiner Punkt, der gut zu Sophie passte, aber nicht zwingend notwendig war.

Die Erzählweise von Julie Lueze war dezent, mit Aufregung durch die Farben, und nie langweilig. Sie konnte einen packen und in die Geschichte reißen.

Allerdings gibt es auch mehrere Sachen, die mich störten:
- Der Titel wird im Buch nicht aufgegriffen. Oder ich habe es überlesen, weil es so minimal war.

- Die Geschichte hatte mit der Selbstfindung von Sophie genug zu tun. Zwischendurch gab es eine Art Kleinkrieg mit einem Ex, bzw. der Klassenqueen, was für mich absolut nicht in die Story passte. Es hätte meiner Meinung nach viel weniger dramatisch zum gleichen Ergebnis führen können. Als die Sache passierte, wollte ich das Buch einfach nur in die Ecke schmeißen. Bis zu dieser Stelle war es für mich ein lieber Jugendroman, der auf interessante Weise zwei etwas spezielle Jugendliche zueinander brachte. Dann kam etwas sehr sehr alltägliches dazu, was absolut unnötig war. Sophie brauchte diesen Tritt nicht, um sich selbst zu finden. Ich weiß, wenn eine Geschichte bei einem Gefühle egal welcher Art hervorruft, ist das gut, aber an dieser Stelle habe ich nicht mitgelitten sondern mich total geärgert.

- Von Mattis hätte ich gerne etwas mehr erfahren als sein toller, super gebauter Körper und seine "Krankheit". Es dreht sich so viel um Sophie, dass sie zwar enorm viel über seinen Körper nachdenkt, aber nicht über sein Wesen. Vielleicht war ich auch so, ich weiß es nicht mehr.

Das Buch ist ein toller Jugendroman für Jugendliche, die ihre erste Liebe erleben, ihrem ersten Mal entgegenfiebern und den ersten Sommer ohne Eltern erleben. Für mich, die nicht mehr bei den Eltern sondern mit dem Freund zusammenwohnt, ist dieser Zauber der ersten Male schon verflogen. Liebe ist noch immer etwas sehr sehr aufregendes, aber der Glaube, der erste Freund ist DER Mann fürs Leben, ist nicht mehr da ;)

Sophie und Mattis wünsche ich noch ein wunderbares Teenie-Leben, mit der Aufregung der ersten Liebe und dem tollsten Sommer ihres Lebens.
Weil ich das Buch überwiegend gut fand, gebe ich 4 Sterne.