Rezension

Fast 900 Seiten Fantasy-Lesespaß

Der Name des Windes - Patrick Rothfuss

Der Name des Windes
von Patrick Rothfuss

Bewertet mit 4 Sternen

Im Wirtshaus Zum Wegstein lebt eine Legende – allerdings weiß es fast niemand. Über Kvothe kursieren ebenso viele Geschichten, Lieder und Gerüchte wie über so manchen berühmten Sagenhelden, doch niemand kennt die Wahrheit über ihn. Er selbst scheint sein wahres Ich und seine Taten schon fast vergessen zu haben, bis er eines Tages einen Chronisten vor dämonischen Krabbelviechern rettet und sich dazu entschließt, ihm seine Geschichte zu berichten. Und zwar von Anfang an.

Seine überaus glückliche und lehrreiche Kindheit verbrachte Kvothe in der Schaustellertruppe seiner Eltern. Eines Tages schließt sich diesen fahrenden Edema Ruh ein alter Arkanist an, der den Jungen in der folgenden Zeit in verschiedenen Wissenschaften unterrichtet und ihn auch in die Sympathie – eine Art Magie – einführt. Bei ihrem ersten Zusammentreffen rief der Arkanist den Wind zu Hilfe und dieser folgte seinem Ruf. Seit diesem Tag beherrscht ein besonderer Wunsch das Herz den jungen Kvothe: Er möchte Gleiches vollbringen und dazu muss er den Namen des Windes erfahren. Als der Arkanist kurz darauf die Truppe verlässt, scheint der Weg des Jungen vorgezeichnet. Er würde weiter eifrig lernen und – sobald er endlich alt genug wäre – die Universität besuchen. Doch wie so oft kommt alles ganz anders.

Kvothes Vater machte sich große Mächte zum Feind, da er in den Liedern und Geschichten über die legendären Chandrian forschte, und damit deren Zorn auf sich zieht.

Wenn der Leser Kvothe kennenlernt, erscheint dieser als sehr eigenbrötlerischer Gastwirt. Er ist ruhig, versucht nicht aufzufallen, und doch spürt man sofort, dass ihn Geheimnisse umgeben. Dem Chronisten erzählt er seine Geschichte und so merkt man schnell, dass der junge Kvothe ein wenig anders war. Als Sohn fahrender Schauspieler hatte er eine wunderbar unbeschwerte Kindheit. Seine Truppe ist eine große, liebevolle Familie, in der sich jeder um jeden kümmert. Kvothe ist sehr talentiert, kann sich nahezu alles sofort merken und kommt daher auch in den Genuss, die ersten Grundlagen von Wissenschaft und Symphatie zu erlernen, die anderen Kinder in seinem Alter normalerweise noch verborgen sind.

Eine grausame Wendung erfährt Kvothes Leben, als der Tross seiner Eltern überfallen und sämtliche Mitglieder der Spielmannstruppe getötet werden. Der zwölfjährige Kvothe ist nun auf sich allein gestellt und muss sich in den folgenden Jahren als Straßenkind durchschlagen. Der Junge erlebt nun eine wahrhaft grausame Zeit, geht geradezu durch die Hölle. Sehr lebensnah erfährt der Leser, welche Gefahren hier lauern und dass man sich nur auf wenig verlassen kann. Dies ist jedoch auch eine Zeit, in der der Junge einige Lektionen lernt, die sein zukünftiges Leben und seinen Charakter entscheidend prägen: Er entwickelt ein gewisses Maß an Egoismus, wird robuster, bekommt einen Einblick in das wahre Wesen der Welt.

Als er endlich an der fernen Universität ankommt, scheint er seinem Ziel zum Greifen nah: Er will alles über die Chandrian lernen und sie für ihre Taten bestrafen. Doch auch an diesem Ort ist ihm nicht jeder freundlich gesonnen und Kvothe stößt auf mehr Schwierigkeiten, als er zunächst gedachte hätte. Für mich ist das Buch erst ab hier so richtig reizvoll geworden, ich habe mit dem Protagonisten gefiebert und gewartet und immer wieder Rückschläge eingesteckt.

Die ganze Geschichte entwickelt sich eher gemächlich und als Leser muss man schon einiges an Geduld mitbringen. Vor allem die sehr umfangreiche „Straßenkindzeit“ und einige Passagen, in denen Kvothe seine „Musikerkarriere“ vorantreibt, fand ich sehr langatmig und unnütz. Dennoch steigert sich die Spannung stetig. Beim Lesen merkt man gar nicht wie klammheimlich es einen fesselt und irgendwann hat es einen und man kann es nicht mehr aus der Hand legen.

Rothfuss‘ Schreibstil ist klangvoll und poetisch, dennoch werden Beschreibung nicht langatmig. Der Autor vermag es genau das richtige Maß zu finden und quält seine Leser nicht mit endlosen Darstellungen der Landschaften oder ewig um sich selbst kreisenden Gedankengängen. Im Gegenteil, er legt oftmals einen wunderbaren und auflockernden Humor an den Tag.

Fazit

Mit „Der Name des Windes“ liefert Patrick Rothfuss einen soliden Fantasyroman, der mit seinen fast 900 Seiten einige spannende Lesestunden verspricht. Leider hat das Buch auch einige Längen, die die Nerven der Leser unnütz strapazieren. Wer jedoch lang genug durchhält, wird mit einer stetig spannender werdenden Geschichte belohnt.