Rezension

Fast nur langweiliges und sinnloses Herumgelaufe

Cassia & Ky 02. Die Flucht - Ally Condie

Cassia & Ky 02. Die Flucht
von Ally Condie

Klappentext:
Wie durch ein Wunder gelingt Cassia die Flucht in die Äußeren Provinzen. Sie will nach Ky suchen, ihrer großen Liebe. Dort kämpft Ky als Soldat für die Gesellschaft und ist ununterbrochen brutalen Angriffen ausgesetzt. Als Cassia endlich auf eine Spur von Ky stößt, ist er bereits entkommen und auf dem Weg in die wilden Canyons in den Grenzgebieten. Verzweifelt macht sich Cassia auf den lebensgefährlichen Weg.  Was wird sie am Ende der ihr bekannten Welt finden? Zwischen steinigen Schluchten und staubigen Pfaden sucht Cassia nicht nur nach Ky  –  sondern auch nach sich selbst.

Einordnung:
- Die Auswahl (Teil 1)
- Die Flucht (Teil 2)
- Die Ankunft (Teil 3)

Rezension:
Während der erste Teil der Reihe noch komplett aus Cassias Perspektive geschildert ist, berichten in diesem Band Cassia und Ky abwechselnd als Ich-Erzähler. Für mich war das eine Erleichterung, weil ich mit Cassia nicht zu Recht kam und damit eine andere Perspektive hatte. Allerdings ist das vermutlich auch mit ein Grund, warum sich die Handlung sehr gezogen hat. Es wird nicht nur Kys Flucht durch die Canyons geschildert, sondern auch Cassias Suche nach ihm, wobei sie zwangsläufig den gleichen Weg einschlägt. Die Wanderung wird also im Grund fast zweimal erzählt, wodurch das ganze Buch eine Art Reisegeschichte wird.
Doch selbst, wenn alles nur aus einer Perspektive geschildert werden würde, wäre die Handlung noch sehr ungleich aufgeteilt. Beinahe das ganze Buch über sind die Charaktere unterwegs und laufen hin und her, vor und wieder zurück, Wege mehrfach, wechseln die Schluchten und legen so manche Strecke zurück, die die Autorin durchaus auch hätte abkürzen können, weil sie nichts zur Geschichte beiträgt, außer Zeit tot zu schlagen. Der Teil jedoch, auf den die ganze Zeit hingearbeitet wird und der irgendwann zum Ziel dieser Odyssee wird, wird auf den letzten Seiten einfach kurz und oberflächlich abgehandelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich den Eindruck hatte, dass die Autorin sich die Mühe sparen wollte, sich mehr als eine komplizierte Gesellschaftsstruktur auszudenken. Im Arbeitslager, in dem Cassia arbeitet, wird nur das nötigste angesprochen. Alle anderen Ereignisse, bei denen viele Personen anwesend sind, werden übersprungen, kurz zusammengefasst oder gar nicht erst erläutert. Es wäre interessant zu erfahren, wie Gruppen leben, die nicht oder nicht mehr in die Gesellschaft eingegliedert sind. Doch das wird immer nur kurz angerissen. Stattdessen werden die Einzelheiten der Wanderung durch die Canyons wirklich sehr weit ausgedehnt.

Nichtsdestotrotz kommt in der Geschichte durchaus Spannung auf. Unerwartet tauchen Wendungen auf oder Geheimnisse werden erwähnt. Leider werden letztere viel zu häufig schon wenige Seiten später gelüftet, sodass der Spannungsbogen intensiv, aber kurz ist. Das geschieht aber nicht oft genug, um die gesamte Geschichte abzudecken, sodass die Spannung auf den mittleren Teil beschränkt bleibt und nur teilweise über die eintönige Wanderung hinweg hilft.

Fazit:
Das Buch ähnelt eher einer Reisegeschichte. Die Protagonisten sind fast nur unterwegs und legen dabei so manch unnütze Strecke zurück – teilweise sogar mehrfach. In meinen Augen ist das Hauptaugenmerk auf den falschen Teil der Handlung gelegt, sodass die Eintönigkeit der Wanderung bis ins Detail geschildert wird, während zwischenmenschliche Kontakte auf der Strecke bleiben. Darüber kann auch die immer wieder kurzzeitig auftretende Spannung nicht hinweg helfen. Für mich ist dieser Band noch enttäuschender als der erste Teil, sodass „Die Flucht“ nur zwei Schreibfedern bekommt.