Rezension

Faszinierende Welten

Demnächst in Tokio - Katharina Seewald

Demnächst in Tokio
von Katharina Seewald

Bewertet mit 5 Sternen

Am 26.Juni1934, drei Monate vor ihrem 19. Geburtstag, widerfährt Elisabeth der Tag, der das Schicksal ihres Leben einschneidend ändert. Ihr Vater kommt überraschend früh zum Mittagstisch. Völlig aufgeregt treibt er seine Frau und Tochter an, sich herauszuputzen um zum Standesamt zu fahren. Elisabeth wird ohne gefragt worden zu sein, Ernst-Wilhelm  von Traunstein, den Sohn des Firmeninhabers von Traunstein, heiraten. Im Gegenzug wird Elisabeths Vater Kompagnon und darf eine kleine Villa beziehen.

Ernst-Wilhelm von Traunstein verlässt aus politischen Gründen direkt nach der Eheschließung Deutschland und wird in Tokio einen Posten in der Botschaft annehmen. Elisabeth wird ihm folgen und ca. acht Jahre in Tokio leben. Es werden glückliche und auch unruhige Jahre, ständig beobachtet von den treuen Hitleranhängern. Ernst-Wilhelm, Alexander Arend, Journalist der FAZ, der sich nach kurzer Zeit als naher Freund erweist, und Elisabeth sind keine blinden Anhänger des 3.Reichs und müssen bei zunehmender Nazifizierung mit den Folgen leben.

 

Lang gewartet und dann viel zu schnell ausgelesen. Dieser Roman ist eine unheimlich spannende Geschichte dreier Menschen in den Wirren und Verwicklungen des 2. Weltkrieges. Das für mich faszinierende ist der Schauplatz der Geschichte, Tokio in den 30er und 40er des vergangenen Jahrhunderts. Bis jetzt habe ich wenig darüber gelesen.

Frau Seewald beschreibt so lebhaft die Gerüche, Bilder und vor allem die Menschen, dass der Leser sich in die Zeit und den Ort versetzt sieht. Die einzelnen Protagonisten sind sehr detailliert beschrieben. Der Schreibstil und das Stilmittel die Geschichte als Brief an die Tochter zu schreiben ist sehr gut gelungen.

Elisabeth, ziemlich naiv, aber trotzdem die einzelnen Personen zunehmend durchschauend, wird vom ängstlichen Mädchen zur Frau, die sich ihren Gefühlen stellt. Stillschweigend führt sie mit Ernst-Wilhelm eine Freundschaftsehe und später sogar eine Ehe zu dritt. Ernst-Wilhelm verfolgt ruhig und ausgleichend seine Karriere ohne seine Frau und seinen Freund je bloßzustellen. Aber die Politik lässt sie nicht in Ruhe.

So ist die Politik im Hintergrund oder manchmal auch im Vordergrund der Geschichte immer wieder zu spüren. Der geschichtliche Hintergrund ist so gekonnt in den Roman eingeflochten, dass ich mehr wissen will und somit auch zur eigenen Recherche angeregt werde. Was will man mehr.......