Rezension

Faszinierendes und manchmal frustrierendes literarisches Experiment

Rekorder - John Darnielle

Rekorder
von John Darnielle

Auf VHS-Kassetten einer Videothek in einer Kleinstadt in Iowa tauchen verstörende Filmschnipsel auf. Eine Prämisse, die klingt, wie aus einem Horrorfilm. Aber je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto weiter führt einen der Roman von dem Geheimnis um das, was auf den Kassetten zu sehen ist, weg, und hin zu den Figuren und ihr Innenleben - dem Videotheksmitarbeiter Jeremy, seinem Vater, seiner Chefin, einer Kundin... Sie alle sind zugleich abgestoßen und angezogen von den schrecklichen Szenen und irgendwas scheint dieses Erlebnis mit ihnen zu machen.

Ich war beim Lesen oft verwirrt. Darnielle experimentiert mit Erzählung, Genre, Sprache und Figuren und macht es einem nicht leicht, einem etwaigen roten Faden zu folgen. Er verlässt die Haupthandlung und kehrt wieder zu ihr zurück, ohne viele Erklärungen zu liefern - überlässt den LeserInnen, Lücken mit der eigenen Vorstellungskraft zu füllen und schließlich ein Gesamtbild zusammenzusetzen. Der Roman war mir insgesamt ein großes Rätsel, über das sich schwer schreiben lässt, aber ein Rätsel, das mir in seiner Verschwiegenheit und seinem gleichzeitigen Experimentalismus, in Verbindung mit Darnielles sehr, sehr fesselndem Schreibstil, seinen lebhaften Bildern und der düsteren Atmosphäre, dann doch gut gefallen hat. Dieser Roman kann vielschichtig sein, aber auch einfach nur verwirrend. Er frustriert, aber er fasziniert auch. Auf jeden Fall aber wird er polarisieren.