Rezension

Fay

Fay - Larry Brown

Fay
von Larry Brown

Als ich mir Fay bestellt habe, hatte ich Lust auf einen guten Roman, einen Schmöker, eine Roadnovel, eine Geschichte, die berührt und bewegt. Fay klang so, als könnte er all dies bieten. Und schließlich wurde der Roman auch viel gelobt. Aber ... naja.

Was mich an Fay stört, ist gar nicht mal die Handlung. Die schonungslose Ehrlichkeit, das Grauen, das Fay erleben muss, oder wie ihre Hoffnungen immer und immer wieder zerstört werden. Der Roman ist nicht umsonst im Heyne Hardcore Verlage angesiedelt, da wusste ich schon im Voraus, was auf mich zukommt. Nein, es ist nicht der Inhalt, mit dem ich meine Probleme hatte, der ist durchaus erzählenswert.

"Anfangs wollte sie seine Hand nicht halten, aber nach einer Weile tat sie es doch. Sie ließ sich ein paarmal von ihm küssen, aber als er versuchte, ihr an die Titten zu fassen, schob sie seine Hand weg. Manchmal wünschte sie sich, dass sie kleiner wären. Die Leute sahen sie ständig an, Männner, Jungs wie die hier."
(Seite21-22)

Womit ich mich schwer getan habe, ich Larry Browns Schreibstil. Obwohl er nicht anspruchsvoll ist, emfpand ich ihn als sperrig, was dazu geführt hat, dass mir der emotionale Zugang zu den Figuren verwehrt bliebt. Larry Brown hat einen Stil, bei dem mir in jeder einzelnen Zeile bewusst ist, dass ich lese. Dass ich nur auf schwarze Buchstaben auf weißem Papier starre. Der richtige Lesefluss, das Eintauchen in die Geschichte, das völlige Abtauchen in eine andere Welt - das habe ich vermisst. Stattdessen bin ich immer wieder über seltsame Formulierungen gestolpert und statt die Geschichte mitzuerleben, habe ich überlegt, wie man dieses oder jenen Satz umformulieren könnte, damit er sich besser liest. Larry Brown schreibt nicht unbedingt schlecht, es waren vielmehr kleine Sprachklischees und holprige Formulierungen hier und da, mich stocken ließen. Sätze, die poetisch klingen wollten. Und diese gewollt poetischen Sätze wechseln sich mit solchen mit derber Sprache ab. Genau dieses Ungleichgewicht hat mit gestört.

Hinzu kommt, dass das Erzähltempo der Geschichte sehr. sehr. sehr. langatmig ist. Man hätte den Roman sicherlich auch auf die Hälfte kürzen können, aber Larry Brown hat die Angewohnheit, alles bis ins kleinste Detail zu erzählen.  Diese Kombination also aus holprigem Stil und in die Länge gezogenen Plot haben dafür gesorgt, dass ich enorm lang für den Roman gebraucht habe und ein wirklicher Lesegenuss kam nicht auf, obwohl ich das Thema nach wie vor spannend finde. Ich wollte dieses Buch mögen, weil es klang, als wäre es genau meins. Zurück blieb leider nur der Eindruck, dass es schlecht geschrieben war.

(c) Books and Biscuit