Rezension

Fehlendes Mosaiksteinchen

Schattenschrei
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit „Schattenschrei“ beendet das Autorenduo Erik Axl Sund seine sehr kontrovers diskutierte Victoria-Bergman-Trilogie. Die Handlung knüpft nahtlos an den zweiten Band an. Nach einer Mordserie an ausländischen Jungen in Stockholm und grausamen Morden an Erwachsenen, die alle irgendwie miteinander in Verbindung gestanden haben, sucht Jeanette Kihlberg immer noch fieberhaft nach dem Täter. Wie in den ersten beiden Bänden auch, wird die Geschichte in recht kurzen Kapiteln und aus der Sichtweise verschiedener Personen erzählt. Es gibt auch wieder etliche Rückblicke. Allerdings finden nun die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge langsam zusammen und ergeben nach und nach ein Bild. Während mich „Krähenmädchen“ und vor allem „Narbenkind“ sehr fasziniert und regelrecht mitgerissen haben, hatte ich natürlich recht hohe Erwartungen an den dritten Band. Leider wurden sie nicht ganz erfüllt. Gerade der psychologische Aspekt und die tiefen Blicke in die Seele von Tätern und Opfern zugleich bleiben in „Schattenschrei“ etwas auf der Strecke. Man erfährt zwar von einer sehr dubiosen Behandlungsmethode in der Neurochirurgie, aber auch das Thema bleibt eher an der Oberfläche. Zudem hat der dritte Band unnötig viele Längen. Richtig unzufrieden bin ich aber mit der Auflösung der Geschichte: Angesichts der vorausgegangenen Ereignisse und der aufgebauten Spannung gerät das Ende fast ein wenig dürftig. Auch das Motiv für die vielen Morde an den Kindern kann man nicht richtig nachvollziehen. Man hat regelrecht das Gefühl, dass hier noch ein Mosaikstein fehlt oder vergessen wurde. Die Reihe endet recht offen und lässt den Leser mit einer Gänsehaut zurück. Fazit: Eine sehr düstere Psychothriller-Trilogie voller Schmerz, Brutalität und Grausamkeiten, die viele starke Momente hat, zum Ende hin aber etwas schwächelt.