Rezension

Feinfühlige Auseinadersetzung mit einem problematischen Thema

Die Welt wär besser ohne dich - Sarah D. Littman

Die Welt wär besser ohne dich
von Sarah D. Littman

Bewertet mit 5 Sternen

Lara schwebt auf Wolke sieben. Seit Wochen chattet sie mit dem gutaussehenden, intelligenten und charmanten Christian. Leider hat sie ihn noch nie in echt gesehen, aber ein Treffen scheint unmittelbar bevorzustehen. Aber auf einmal wendet sich das Blatt: Christian fängt an, Hassbotschaften auf ihre Facebook Pinnwand zu posten und macht öffentlich mit ihr Schluss. Ein Shitstorm beginnt mit den Worten „Die Welt wär besser ohne dich!“
Als wäre das nicht schon schlimm genug, fangen andere Community-Mitglieder auch an, über Lara herzuziehen. Sie sieht keinen Ausweg mehr und versucht, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Cybermobbing ist ein ernstzunehmendes Thema, ebenso Suizidalität unter Jugendlichen. Dieses Buch hat einen wirklichen Tiefgang und setzt sich sehr feinfühlig mit dieser problematischen Thematik auseinander. Zunächst war ich ein wenig skeptisch, weil ich Angst hatte, dass das Ganze zu oberflächlich abgehandelt werden könnte, was aber zum Glück nicht der Fall war.

Die Geschichte lässt sich sehr angenehm lesen. Man erlebt das Geschehen aus mehreren Perspektiven, unter anderem aus Laras und aus Sydneys, Laras Schwester, Sicht. Gerade Sydneys Weise hat mir sehr gut gefallen, weil man hier auch sieht, wie sehr die Familie unter den psychischen Problemen eines Familienmitgliedes leidet und was für negative Konsequenzen das zum Teil auch für andere Schutzbefohlene hat. Leider gibt es keine elterliche Sicht, die mich hier sehr interessiert hätte.

Außerdem wird die Geschichte zu mehreren Zeiten geschildert. Dadurch kann man sehr gut bei der Entwicklung von Lara dabei sein und bemerkt auch sehr schnell feine Veränderungen. Man bekommt einen realistischen Eindruck von ihr und hat kein Schwarzweiß-Denken.

Die Gefühle jeglicher Figuren werden sehr gut geschildert. Auch wenn man selbst manchmal nicht mit den Einstellungen harmonierte, konnte man dennoch in gewisser Weise nachvollziehen, warum die Person so handelt. Ich denke aber auch, dass dieses Buch vielen Personen die Augen öffnen könnte, was manches Verhalten bei anderen auslösen könnte.

Das Ende hat mir gut gefallen. Es ist schwierig, hier einen würdigen Abschluss zu finden, aber das ist der Autorin definitiv gelungen. Das Buch regt einen zum Nachdenken an, lässt einen trauern und zugleich neue Hoffnung schöpfen. Es ist ein Appell an die Menschen, die psychische Gesundheit eines Menschen nicht zu vernachlässigen und vor allem klar miteinander zu kommunizieren. Gerade deswegen würde ich mir wünschen, dass dieses Buch zur Pflichtlektüre in der Schule wird. Es beinhaltet keinen moralisch erhobenen Zeigefinger, weshalb man auch nicht genervt und aggressiv auf Lara reagiert, wie es vielleicht manche Figuren in diesem Buch tun. Ich bereue definitiv nicht, dieses Buch gelesen zu haben und bin mir sicher, dass es zu einem meiner Highlights im Jahr 2018 gehören wird!