Rezension

fesselnde Geschichte, aber da wäre noch mehr drin gewesen

Drowning - Tödliches Element - Rachel Ward

Drowning - Tödliches Element
von Rachel Ward

Inhalt:

Ein tragischer Unfall: Rob war mit seiner Freundin Neisha und seinem jüngeren Bruder Carl am See. Als Carl aufwacht, liegt er neben Rob. Er ist tot und das Mädchen schreit ihn an. Doch Carl kann sich an nichts erinnern. Seine Nachbarn und Freunde, sein Zuhause, seine Mutter - alles ist ihm fremd. Und er empfindet keine Trauer. Doch nach und nach kommen die Erinnerungen zurück. Und mit ihnen Rob. Bei jeder Berührung mit Wasser sieht Carl seinen toten Bruder, bleich und schlammüberzogen. Er fordert Ungeheuerliches: Was an jenem Tag begonnen wurde, muss vollendet werden.

 

Meine Meinung:

Die Grundstimmung des Buches gefällt mir sehr gut: düster und bedrohlich. Besonders gelungen fand ich die Schilderungen, wie Carl seit dem "Unfall" Angst vor Wasser hat. Er hat Angst vor tropfenden Wasserhähnen, vor Regen, vor nasser Kleidung, vor dem Duschen und sogar vorm Trinken. Jedesmal, wenn er Wasser berührt, sieht er seinen toten Bruder Rob. Den ich mir auch ganz schön unheimlich vorstelle. Geschildert wird er so, wie man ihn aus dem Wasser gezogen hat: bleich, nass, schlammüberzogen. Und wütend. Er bedrängt Carl dauernd mit seinen Forderungen und droht ihm, ihm umzubringen, wenn er ihm nicht gehorcht. Und auch Neisha schwebt in großer Gefahr. Carls Paranoia ist fast greifbar und schwappt sogar ein wenig auf mich über.

Alle Hauptpersonen sind mir übrigens nicht so richtig sympatisch. Carl tut einem zwar schon irgendwie leid: er muss bei seiner alkoholabhängigen Mutter bleiben und die Wohnung ist eine Katastrophe. Über all liegen Bierdosen und Müll rum, an den Wänden bilden sich schon riesige Wasserflecken und Carl muss in einem Schlafsack schlafen, die Klamotten überall auf dem Boden verstreut. Aber richtig warm werde ich mit ihm nicht. Auch nicht mit der Mutter oder Neisha.
Nach und nach kommen die Erinnerungen zurück und das Bild fügt sich langsam zusammen. Am Anfang gibt es noch die ein oder andere unerwartete Wendung, doch danach driftet die Geschichte ein wenig ab.

Carl fühlt sich stark hingezogen zu Robs Ex-Freundin, die auch mit am See war. Diese erwidert seine Zuneigung. Es gibt natürlich Streit, Liebeskummer hier und da und irgendwie finde ich alles ein wenig übertrieben. So richtig nachvollziehen kann ich das nicht und wie sich deren Beziehnung entwickelt ist für mich ein No-Go. Klar, es ist nur eine Geschichte, aber warum das Mädl auf einmal so auf den jüngeren Bruder ihres gewalttätigen Ex-Freundes abfährt, kann ich mir nicht richtig erklären. In der Mitte des Buches gibts dann auch einige Längen.
Also, das Buch ist so ein hin und her. Später gibts wieder einige Stellen, die mir super gefallen. Unheimliche Vorkommnisse, gruselige Atmosphäre etc. Als Rob dann entscheidet, ohne Carls Hilfe auszukommen, scheint es wieder spannend zu werden. Denn endlich kommt man mal wieder aus diesen etwas widernatürlichen Strudel heraus. Doch ein wenig übertrieben ist das Ende schon. Aber auch nicht richtig überraschend.
 

Fazit:

Das Buch lässt mich im Nachhinein mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits fand ich es wahnsinnig spannend, andererseits haben mich aber doch ein paar Sachen gestört. Auf jeden Fall ist das mal was Neues, was ich so noch nicht gelesen habe. Vermutlich habe ich einfach zu viel über die Beziehnungsdinge nachgedacht.. aber anders wäre die Geschichte auch gar nicht realisierbar... wenn man sich daran nicht aufhängt, hat man ein wirklich mitreißendes Buch in der Hand. Das Ende, das nicht ganz alle meine Fragen beantwortet, lässt Spielraum für einen zweiten Teil.