Rezension

Fesselnder Thriller für die Ohren

Im dunklen, dunklen Wald - Ruth Ware

Im dunklen, dunklen Wald
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Ein idyllisches Wochenende in einem Haus im Wald? Das könnte es sein, wenn nicht der Junggesellinnen-Abschied von Clare gefeiert werden soll. Nora hat ihre ehemals beste Freundin schon über 10 Jahre lang nicht mehr gesehen. Trotzdem gibt sie sich einen Ruck und nimmt die Einladung zur Feier an. Aber es läuft einiges verkehrt. Richtig verkehrt.

„Im dunklen, dunklen Wald“ ist einer dieser Thriller, die für kurzweiliges Hörvergnügen sorgen, und der mich von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten hat.

Nora ist die Hauptperson des Geschehens, obwohl natürlich die zukünftige Braut - Clare - im Mittelpunkt steht. Nora hat vor Jahren mit alten Freunden und Bekannten gebrochen, weil damals etwas vorgefallen ist, was sie bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht verkraftet hat. Daher zögert sie lange, ob sie die Einladung zu Clares Junggesellinnen-Abschied überhaupt annehmen soll. Aber manchmal muss man eben über seinen Schatten springen, und so findet sie sich in illustrer Runde in einem Haus im dunklen, dunklen Wald wieder.

Diese Runde besteht aus Clares Freunden, die Nora nur teilweise kennt. Mit Nina ist sie zur Schule gegangen. Aber es gibt noch die durchgeknallte Flo - ja, sie ist wirklich durchgeknallt - , Melanie, ein eher blasser Charakter, der kaum im Gedächtnis bleibt, und Tom, der schwule Hahn im Korb. Obwohl alle Gäste ziemlich unterschiedlich sind, gibt man sich Clare zuliebe der guten Laune hin, bis etwas Grauenvolles passiert.

Gut die Hälfte des Thrillers verbringt man mit Clares Junggesellinnen-Abschied. Dabei weiß man, dass etwas geschehen wird, und auch, dass etwas geschehen ist. Ein Zustand, der dem Thriller die nötige Spannung gibt. Denn welcher Vorfall Nora einst zum Rückzug von ihrem Freundeskreis zwang, bleibt lange ungewiss.

Die Autorin lässt den Leser lang im Dunklen tappen, wirft ihm immer wieder kleine Häppchen hin und heizt damit die Spannung an. Meiner Meinung nach kommt die Atmosphäre sehr gut rüber. Man fühlt, wie sich alle bemühen, um es Flo - der Organisatorin - Recht zu machen, teilweise wird man von der Feierlaune angesteckt, nur um dann mit der sarkastischen Nina genervt die Augen zu verdrehen.

Leider hatte ich den Plot in seinen groben Zügen schnell durchschaut. Gestört hat mich das nicht unbedingt, aber es wäre schön gewesen, wenn es noch Überraschungen gegeben hätte. Zwar hat die Autorin einige Zweifel gestreut, aber es war tatsächlich so, wie ich es erwartet hatte.

Sprecherin Julia Nachtmann hat lebendig gelesen und dabei sehr natürlich gewirkt. Sie hat mir das Gefühl vermittelt, als ob mir Nora persönlich von diesem Wochenende berichtet. Es war als ob man im Kaffeehaus sitzt und einer Freundin oder Bekannten lauscht, die - noch immer unter Schock -  von diesen furchtbaren Ereignissen erzählt.

Alles in allem hat mir Noras Wochenende im dunklen, dunklen Wald sehr großen Spaß gemacht. Es ist ein fesselnder Thriller für die Ohren, der kurzweilig zu hören und spannend zu verfolgen ist.