Rezension

Fesselndes Familiendrama

Die fremde Tochter - Anja Jonuleit

Die fremde Tochter
von Anja Jonuleit

Bewertet mit 4 Sternen

Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2013)
ISBN-13: 978-3423249454
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Fesselndes Familiendrama

Inhalt:
Monsieur Cho, der Inhaber eines Teehauses in Paris, erhält überraschenden Besuch von einer jungen Dame. Zum Abschied nennt sie ihn Vater, und bevor Cho überhaupt realisiert, was da gerade geschehen ist, ist Lin Berwanger verschwunden. Cho macht sich auf die Suche nach einer Tochter, von deren Existenz er keine Ahnung hatte.

Meine Meinung:
Mir fiel der Einstieg in die Geschichte recht leicht. Ich fand es schön, wie die Zubereitung von Tee, eine Teezeremonie, beschrieben wird, obwohl ich nun nicht gerade als Teetrinker oder gar -kenner bekannt bin. Aber die Atmosphäre ist einfach gut getroffen. Der Teemeister Cho erwachte vor meinen Augen zum Leben.

Die Handlung ist in zwei Erzählsträngen ausgearbeitet. In der Gegenwart ist Cho auf der Suche nach seiner unbekannten Tochter Lin, die spurlos verschwunden ist, und vielleicht auch auf der Suche nach seiner Jugendliebe Émilie, Lins Mutter.

Die Ursprünge der Geschichte werden in Rückblenden erzählt, beginnend mit dem Jahr 1978 in Paris und China, als die ganze Tragödie begann.

Mir persönlich hat der Teil, der heute spielt, besser gefallen, unter anderem, weil Émilie hier quasi nicht auftaucht. Sie ist ein recht anstrengender Charakter. Obwohl ich von mir behaupten möchte, dass ich gut über meinen eigenen Tellerrand hinausschauen und mich in die unterschiedlichsten Personen hineinversetzen kann, blieb mir Émilie recht fern. Ihr ewiges Selbstmitleid, ihre Hoffnungslosigkeit und ihre wiederkehrende Depression zehrten an meinen Nerven.

Beschreibt Anja Jonuleit anfangs nur eine unglückliche Liebe und ein problematisches Mutter-Tochter-Verhältnis, entwickelt sich die Geschichte zum Ende hin immer mehr zu einem spannenden Krimi.

Insgesamt hat mich dieser Roman sehr gefesselt. Doch an einigen Dingen habe ich mich gestört. Manches blieb für mich unklar. Vorhaben, die eigentlich hätten klappen sollen, gingen ohne Erklärung schief. Was im echten Leben nicht mal so locker geht, ging in diesem Roman ganz problemlos. Hier hätte ich mir noch ein paar erklärende Worte gewünscht, wie es dazu kommt. An diesen Stellen hatte ich einfach das Gefühl, hier wird die Wirklichkeit zurechtgebogen, damit der Roman seinen Gang gehen kann.

★★★★☆