Rezension

Fette Fee - poetisch, traurig und hoffnungsvoll zugleich

Fette Fee - Claudia Brendler

Fette Fee
von Claudia Brendler

Jill ist 40 und wartet noch immer auf den Durchbruch als Comedian. Als sie ihre Felle in Berlin davonschwimmen sieht, macht sie sich auf nach Köln. Ein neuer Agent und ein neuer Coach sollen ihr helfen. In Kölln angekommen zieht sie kurzerhand bei ihrem Exfreund Armin ein, der sie aufnimmt. Nicht gerechnet hatte Jill dabei mit einem weiteren Gast. Armins Tochter Felicia ist übergewichtig und weltfremd, und verbringt ihre Zeit am liebsten in ihrer Fantasywelt. Als Jill ihre Geschichten findet ist sie fasziniert, und wittert sofort eine neue Nummer, doch dann kommen ihr ihre Gefühle für Feli zunehmend in die Quere.

Während die 40 jährige Jill mit ihren wilden Locken und ihrer lebendigen Art an einen Teenager erinnert, wird die 15 jährige Felicia aufgrund ihres Übergewichts in der Schule gemobbt und zieht sich, wann immer möglich, in ihre Fantasiewelt zurück. Dort ist sie eine schlanke Fee, die mit starker Hand über ihr Reich herrscht. Ihr Vater Armin, der etwas schrullige Herausgeber einer Gedichts-Zeitschrift ist zwar ein kluger Mann, im Umgang mit seiner Tochter jedoch weit überfordert. Die Grundlage der Geschichte ist ein Haufen etwas skurriler Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Was sich daraus entspinnt ist jedoch eine zarte Geschichte über Freundschaft und Ehrlichkeit. Die Figuren entdecken nicht nur die Geheimnisse der anderen, sondern lernen auch sich selbst neu kennen. Gemeinsam mit den Charakteren entdeckt man Schritt für Schritt, dass nicht jeder ist, wie der erste Eindruck ihn erscheinen lässt. Das mehr hinter den Menschen steckt, und man den wahren Kern finden kann, wenn man sich nicht entmutigen lässt. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, traurig stimmt, und gleichzeitig Hoffnung macht.

Claudia Brendler hat einen für mich etwas ungewöhnlichen, aber passenden Schreibstil, der jung und belebt daher kommt, und dem Leser Bilder in den Kopf zaubert. Ihren Charakteren schenkt sie nichts, lässt sie in schwierigen Situationen aber auch nicht hängen, und schafft es dabei, eine positive Charakterentwicklung authentisch darzustellen. Die Charaktere geben sich dabei gegenseitig Starthilfe, und insbesondere Jill schafft es, Feli Mut zu machen, obwohl sie selber in einer verzwickten Situation steckt.

Fazit
Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob es wirklich ein Buch für mich ist, wurde aber positiv überrascht. „Fette Fee“ ist ein faszinierender Roman über zwei unterschiedliche Frauen, Vertrauen, Ehrlichkeit, auch mit sich selbst, und die wahre Bedeutung von Freundschaft. Mal traurig, mal komisch aber immer authentisch.