Rezension

Fiona ist Fiona oder doch Fiona? – Schräge Undercover-Ermittlerin im Kampf um ihre Identität

Fiona - Als ich tot war - Harry Bingham

Fiona - Als ich tot war
von Harry Bingham

Bewertet mit 4 Sternen

Fiona Griffiths ist eine Frau voller Probleme, aber auch eine sehr gute Polizistin. Als Neuling im Revier hat sie natürlich auch Routinefälle zu bearbeiten. Zum Beispiel diesen: Abrechnungsbetrug bei einem Möbelhaus. Fiona folgt der Spur des Geldes und stößt auf Leichen. Denn es geht um viel Geld. Unglaublich viel. Nun hat Fiona gerade erst eine Ausbildung zur Undercover-Agentin absolviert. Als Putzfrau namens „Fiona Grey“ wird sie in ein betroffenes Unternehmen eingeschleust. Auch die Betrüger erkennen schnell ihre besondere Begabung, Fiona wird Teil ihres Plans – ein gefährliches Spiel. Denn die Grenzen zwischen ihren Persönlichkeiten verfließen zunehmend. Nur Fiona Griffiths kann das ultimative Verbrechen verhindern. Doch was will Fiona Grey?

Der Autor:

Harry Bingham stammt aus Wales. Er hat in Oxford Politik und Wirtschaft studiert, sich danach bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit dem ökonomischen Wiederaufbau Osteuropas beschäftigt und schließlich eine Karriere bei J.P. Morgan in der Abteilung für Mergers & Acquisitions abgebrochen, um Bücher zu schreiben. Mit der Fiona-Griffiths-Reihe betritt er erstmals die Bühne der Krimiwelt. (Quelle: Rowohlt Verlag)

Reflektionen:

Die junge Polizistin Fiona Griffith will aus dem Polizeialltag ausbrechen, der überwiegend Routinefälle für sie bereithält. Als sie die Gelegenheit bekommt eine Undercover-Ausbildung zu durchlaufen, greift sie zu. Sie absolviert das harte Training mit Bestnoten und wird kurze Zeit später, zu ihrem ersten Undercover-Einsatz berufen. Einem Abrechnungsbetrug, der bereits zwei Frauen das Leben gekostet hat.

Fiona Griffith, ermittelt undercover in der Rolle der Lohnbuchhalterin Fiona Grey. Sie wird als graue Maus in das Unternehmen eingeschleust um den Weg des Geldes zu ermitteln Fionas Legende nach wird sie wegen Körperverletzung gesucht, nach dem sie missbraucht wurde. Sie hat keine Wohnung, kein Geld und muss sich durch zusätzliches Putzen gehen über Wasser halten. In ihrer Rolle ist sie ein leichtes Opfer für die Betrüger, die ihr drohen sie auffliegen zu lassen. Man setzt sie unter Druck, so dass sie als Lohnbuchhalterin das tut, was man von ihr verlangt. Eine ideale Ausgangsbasis, um undercover zu ermitteln.

Während der Ermittlungen entpuppt sich der Fall zu einem millionenschweren Betrug.

Reflektionen:

Der Einstieg in die Geschichte findet holperig statt. Kurze, prägnante Sätze, eine zu einfache, saloppe Sprache, eine scheinbar unrunde Handlung und eine naiv erscheinende Protagonistin, unterstützen nicht gerade den Wohlfühlmodus des Lesers.

Es dauert fast zu lange, um sich in die Geschichte hineinversetzten zu können. Man ist kurz davor die Geduld zu verlieren, das Buch resigniert zuzuklappen, bevor die Geschichte endlich in einem Flow mündet und sich langsam entwickelt.

Fiona erscheint zunächst sogar unsympathisch. Man kann sie nicht einordnen, denn sie passt in keine Schublade. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr und es dauert lange, bis man erahnen kann, was ihr Problem ist. Es ist ihre Psyche, die die Verwirrung stiftet. Fiona hat Schwierigkeiten Gefühle zu empfinden und sie auszudrücken. Sie versucht sich so zu verhalten, wie sie glaubt, dass es normal ist. Tränen hat sie seit Jahren nicht geweint und sie scheint ständig auf der Suche, ihren Platz in der Welt zu finden.

Als sie in die Undercover-Rolle schlüpft und somit in einer zweiten Identität lebt, entpuppt sich ihr diese als viel angenehmer, als ihr wahres Leben und ihr wahres Ich. Das dies Konflikte heraufbeschwört ist klar und je länger Fiona Griffith Fiona Grey spielt, verdichtet sich ihr inneres Drama.

Dieser Kriminalfall könnte ein ganz gewöhnlicher sein, wenn da nicht Fionas psychische Erkrankung wäre. Harry Bingham gelingt es gut Fionas Zwiespalt und ihre innere Zerrissenheit darzustellen und er bettet diese Figur geschickt in den spannenden Kriminalfall ein, so dass dieser eine außergewöhnliche und interessante Note erhält. Rückblickend erfährt man ausreichend von Fionas Vergangenheit, um ihre Probleme akzeptieren zu können, aber sicher ist es sinnvoller mit Band eins der Reihe zu beginnen, um die schräge, meist schlagfertige Fiona noch besser einschätzen zu können.

Trotz des wirklich spannenden und angenehm komplexen Falls kommt es immer wieder zu Längen, die zur Mitte hin dann etwas abnehmen. Dadurch zieht das Tempo an und der Krimi mutiert zwischendurch sogar fast zum Pageturner.

Die Geschichte wird in einer Perspektive und aus Fionas Sicht erzählt. Neben der originellen Fiona erscheinen weitere Figuren, fast blass. Das ist okay, denn der Kern der Story ist zwar der Betrugsfall, doch letztendlich dreht sich alles um Fiona, die geschickt, authentisch und heldenhaft ermittelt, bis sie den spektakulären Betrug am Ende aufklärt und für sich einen neuen Weg ins Leben gefunden hat.

Fazit und Bewertung:

Fiona. Als ich tot war ist ein Kriminalroman, der durch eine schräge, außergewöhnliche Ermittlerin besticht, die mit sich einen Identitätskampf ausführt. Zwar kämpft man gegen Längen, muss eine einfache Sprache akzeptieren, aber die Psyche der Hauptfigur Fiona, lässt die Story dann doch noch zu einem interessanten und spannenden Leseerlebnis werden.

4 Sterne

©nisnis-buecherliebe