Rezension

Fitzek eben

Der Augensammler - Sebastian Fitzek

Der Augensammler
von Sebastian Fitzek

Ein Buch, dessen Seitenzahlen und Kapitelnummern rückwärts laufen. Und das mit dem Epilog beginnt. Man startet beim Lesen auf Seite 439 und liest sich dann langsam runter auf Seite Eins. Eine Art Countdown für den Leser. Klingt seltsam? Ist es auch, aber natürlich ist dies Teil eines Gesamtkonzeptes, dessen Wirkung sich am Ende entfalten wird. Ein Ende, das raffiniert und gut inszeniert ist. Und das eigentlich nach einer Fortsetzung schreit.

„Der Augensammler“ von Sebastian Fitzek entwickelt sich um eine Mordserie, die Berlin seit einem halben Jahr in Atem hält. Die Ermittler tappen völlig im Dunkeln, es gibt kaum brauchbare Ermittlungsansätze oder gar verwertbare Spuren. Dafür umso mehr Leichen, insgesamt sieben Tote gehen bisher auf das Konto des Killers, der immer nach dem gleichen Muster vorgeht. Er entführt ein Kind, tötet die Mutter und lässt dem Vater ein Zeitfenster von 45 Stunden, um das Kind zu finden, bevor es ebenfalls sterben muss. Bisher hat kein Kind dieses Versteckspiel überlebt.

Alexander Zorbach wird auf bizarre Weise in diesen Fall verwickelt. Früher selbst Verhandlungsführer bei der Polizei ist er seit einem Zwischenfall, der ihn beruflich wie privat aus der Bahn geworfen hat, Polizeireporter bei einer Zeitung. Seine Berichte über den Augensammler haben ihm zu zweifelhafter Bekanntheit verholfen, gerät er doch immer mehr ins Visier der Ermittler. Aber auch der Killer scheint ihn im Auge zu behalten. Als dann auch noch die blinde Physiotherapeutin Alina auf der Bildfläche erscheint, überschlagen sich die Ereignisse.

Sebastian Fitzek konstruiert in diesem Buch eine gut durchdachte Grundidee zu einer Geschichte, die ein Stück weit von ihrer Unwahrscheinlichkeit lebt. Ein Großteil der Spannung entstand für mich dadurch, dass ich der Handlung mit einem gewissen Misstrauen folgte und dem Autor bei seinen Schilderungen nicht so richtig über den Weg trauen wollte! Im Gegensatz zu „Das Amokspiel“, in dem es vor Finten und falschen Fährten ja nur so wimmelte, war hier die Auflösung um die Identität des Killers aber durchaus im Bereich des Möglichen. Schwer getan habe ich mich dagegen mit der speziellen Gabe der blinden Physiotherapeutin Alina. Hier ist es sicherlich Geschmackssache, in wie weit man sich auf die Handlung einlassen kann, ich persönlich setze da im Moment noch auf die Fortsetzung in „Der Augenjäger“, denn für einen Thriller war mir das nicht überzeugend genug. Dennoch war die Figur der Alina die einzig prägende in dieser Geschichte, die restlichen Charaktere waren austauschbar und wenig eindringlich.

Für gute Unterhaltung ist dennoch gesorgt, man liest sich flüssig und zügig von Kapitel zu Kapitel, die Sprache ist gefällig und sorgt für einen guten Lesefluss. Allein das Erzähltempo war mir in der ersten Hälfte etwas zu gemächlich, da fehlte es etwas an Druck. Ansonsten versteht es der Autor aber gekonnt, schaurige Szenen zu erzeugen und hat hier wieder einige Situationen eingebaut, die das eigene Kopfkino für einen dann zum Glück automatisch zensiert.

Fazit: „Der Augensammler“ bietet kurzweilige Thriller-Unterhaltung! Auch wenn die Handlung erst ab der Mitte so richtig an Fahrt gewinnt, baut sich die Spannung zum Ende hin doch sehr gut auf und präsentiert zum Finale eine Täter-Opfer-Konstellation, die mich überraschen konnte!

Gesamteindruck: Solide 3 Sterne für einen Thriller, der gut ist, einen aber nicht völlig umhaut.

 

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