Rezension

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Flache Charaktere, aber eine geniale Grundidee

Darkmere Summer - Helen Maslin

Darkmere Summer
von Helen Maslin

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT
Nach einem Schulwechsel fürchtet sich vermutlich jeder davor nur als die Neue angesehen zu werden und einfach nicht richtig reinzupassen in die fremde Welt. Kate ergeht es ganz ähnlich und sie baut sich eine taffe und sexy Fassade auf, damit niemand bemerkt wie es wirklich in ihr aussieht. Als der coole Leo sie dann einlädt die Sommerferien mit seiner beliebten Clique auf seinem Schloss zu verbringen, kann sie es kaum glauben. Auf dem Schloss soll ein Fluch liegen, doch keiner scheint wirklich daran zu glauben. Bald beginnen einige der Freunde allerdings merkwürdige Dinge zu sehen - könnte das die ehemalige Schlossherrin Elinor sein?

MEINUNG
Ich wollte wirklich, dass mir das Buch besser gefällt. Helen Maslin ist einfach unglaublich und ihr trockener, schwarzer - ja typisch britischer - Humor hat mich von der ersten Minute an überzeugt. Die Fragen auf der Messe zu ihrem Buch hat sie souverän und sympathisch beantwortet und ich wollte unbedingt wissen was alles in Darkmere Summer passiert; außerdem habe ich große Hoffnung in das düstere Buch einer Slytherin gesteckt. Leider konnte es mich einfach nicht so sehr packen, wie ich es mir gewünscht hätte, obwohl die Story an sich wirklich vielversprechend war.

In der Gegenwart erleben wir aus Kates Perspektive was aus dem ehemals prachtvollem Anwesen Darkmere geworden ist. Ein lehrstehendes Schloss mitten im Nirgendwo. Um sich die Zeit zu vertreiben stehen Sex, Drugs und Rock 'n Roll an der Tagesordnung. Beim Lesen passte hier der Sprachstil für mich nicht zum Inhalt. Es wird ein sehr jugendlich und einfacherer Sprachstil verwendet, durchaus passend für ein Jugendbuch ab 14 Jahren. Jetzt kommt das große ABER: Der einfach Schreibstil bringt für mich den Alkohol- und Drogenkonsum, sowie diverse angedeutete (!) Sexszenen nicht glaubhaft rüber. Es geht mir gar nicht darum, dass Jugendliche hier mit Alkohol, Drogen und Sex konfrontiert werden - das wird man heutzutage sowieso und es ist schlichtweg normal. Aber die Glaubhaftigkeit geht für mich einfach verloren, wenn der Schreibstil zu bemüht und irgendwie gekünstelt jugendlich wirken soll. Eine Szene ziemlich am Ende hat mich unglaublich gestört, um hier interessierten Lesern keine entscheidene Stelle vorwegzunehmen, solltet ihr direkt den nächsten Absatz weiterlesen. - SPOILER - Die Protagonistin Kate und Lucie erhalten vom Schönling Leo alkoholische Getränke, welche laut Kate höchstwahrscheinlich mit Drogen versetzt sind. Um nicht uncool zu wirken, nimmt sie diese an, aber trinkt nicht aus ihrem Glas. Stattdessen lässt sie munter Lucie ihr Glas ebenfalls leeren und hindert Leo später nicht daran Lucies Zustand schamlos auszunutzen und lässt die beiden an den Strand ziehen, um dort Sex zu haben. Sie weiß' sich nicht anders zu helfen, als die beiden aus der Ferne über Spionagespiegel zu beobachten. Hut ab für diesen Einsatz!

Aus Elinors Sicht erfahren wir von den Anfängen Darkmeres und erleben es in seiner ganzen Pracht. Obwohl auch hier Sexszenen beschrieben werden, wirkt dies durch den ansprechenderen Schreibstil realistischer. Man muss es nicht unbedingt gut heißen, aber ich konnte mich so besser in die Charaktere hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen (beziehungsweise Hass entwickeln). Allgemein haben mir die Szenen aus der Vergangenheit aufgrund des flüssigeren Schreibstils viel besser gefallen. Die Sätze waren nicht so abgehackt und haben somit meine Leseerlebnis nicht ständig unterbrochen. Elinor war mir außerdem um einiges sympathischer als Kate und auch in die Nebencharaktere konnte ich mich besser hineinversetzen. Die Charaktere hier haben sich ständig weiterentwickelt und waren für die ein oder andere Überraschung gut - die Charakteresprünge waren immer nachvollziehbar und wurden gut begründet dargelegt. Ich hätte gerne viel mehr aus Elinors Sicht erfahren und hätte mir auch gerne in der Gegenwart den ein oder anderen ihrer Tagebucheinträge gewünscht.

Der erhoffte Gruselfaktor blieb leider aus, da dieser für die Gegenwart geplant war. Aufgrund der nicht vorhandenen Bindung zu den Charakteren, konnte ich mit deren Angst nicht wirklich viel anfangen. Mich haben da viel mehr die realistischen und grausamen Erfahrungen Elinors in der Gegenwart das fürchten gelehrt. Die Kapitel im 19. Jahrhundert haben das Buch für mich gerettet und ich wäre gerne durch das verwinkelte Darkmere gewandert und hätte dessen Geheimnisse entdeckt. Hier konnte Helen Maslins Schreibstil auf jeden Fall viele grandiose Bilder in meinen Kopf projezieren, denn die Beschreibungen sind detailliert genug für genaue Vorstellungen, lassen aber genug Raum für Interpretation. Zwar hätte man hier sicherlich noch mehr rausholen können, aber nach der entäuschenden Gegenwart, war ich mit der Vergangenheit mehr als zufrieden.

FAZIT
Leider bleiben die Chancen eine überzeugende Geschichte zu erschaffen häufig ungenutzt. Aus der Idee hätte viel mehr rausgeholt werden können und besonders die Gegenwartsperspektive war für mich enttäuschend. Aufgrund der soliden Vergangenheitssicht vergebe ich dennoch 3 von 5 Punkten, da mich die Geschichte rund um Elinor gefessel hat.

Kommentare

MsChili kommentierte am 26. April 2016 um 14:35

Ah ok, eine gute Rezension. Da überleg ich es mir aber nochmal, ob ich mir das Buch kaufen werde..