Rezension

Flop des Jahres

Trinity 01 - Verzehrende Leidenschaft - Audrey Carlan

Trinity 01 - Verzehrende Leidenschaft
von Audrey Carlan

Rezension zu Trinity 1 von Audrey Carlan

 

Titel: Trinity - Verzehrende Leidenschaft

Autor: Audrey Carlan

Übersetzer: Christiane Sipeer

Verlag: Ullstein

Genre: Erotik/New Adult

Preis: 12,99 €

Erscheinungsdatum: 02.01.2017

Isbn: 978-3548289342

 

Es handelt sich hierbei um ein Rezensionsexemplar von Ullstein. Trotz allem danke ich dem Verlag für Bereitstellung des ebooks.

 

Klappentext:

 

Ich liebe dich. Ich will dich. Ich werde dich nie verlassen. Beim Gedanken an diese Worte bekommt Gillian Callahan Panik. Jahrelang wurde sie von ihrem gewalttätigen Ex-Freund misshandelt. Jetzt ist sie frei und arbeitet für Safe Haven, die Hilfsorganisation, der sie ihre Rettung verdankt. Das Thema Männer hat sie abgehakt. Bis sie bei einer Konferenz den Vorsitzenden von Safe Haven, Chase Davis, kennenlernt. Der attraktive Milliardär ist so sexy, dass Gillian schwindelig wird. Außerdem bekommt er immer, was er will – und er will Gillian. In ihr kämpfen Lust und Angst gegeneinander. Wird sie Chase vertrauen können? Ist sie bei ihm wirklich sicher? Und wie gefährlich ist ihre dunkle Vergangenheit?

 

Meinung:

 

Bevor ihr euch jetzt fragt, warum ich dieses Buch gelesen habe, wo ich doch den zweiten Band der Calendar Girl Reihe so schlecht bewertet habe: Ein paar liebe Bücherfreunde und ich kamen eines späten abends auf die glorreiche Idee, diesen Roman in einer gemeinsamen Leserunde zu lesen. Was uns da geritten hat (ha ha), fragt bitte nicht. Ich schreibe wirklich nicht gerne Rantrezensionen, da auch schlechte Kritik freundlich und respektvoll niedergeschrieben werden sollte. Ich möchte mich daher an dieser Stelle vorab für eventuelle Entgleisungen meinerseits entschuldigen.

 

Ich möchte ehrlich sein: Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen (die Leserunde nicht zu vergessen), hätte das Buch nach wenigen Seiten schon seinen Platz in meiner „Abgebrochen“ Reihe gefunden. 

 

Der Schreibstil schwankt zwischen einfach und ordinär und ich bin wirklich nicht sicher, ob dies der Übersetzung, des einfachen Charakters der Protagonistin oder einfach der Arbeit der Autorin geschuldet ist. Der Roman beinhaltet Unterhaltungen, die fernab jeglicher Realität, wenn überhaupt, lediglich in einem Porno stattfinden. Dies betrifft nicht nur die beiden Hauptfiguren, sondern auch alle anderen um sie herum. Ein Beispiel zweier Damen, die ansonsten für die Geschichte völlig unwichtig sind:

 

„‚Wie könnte man das übersehen? Da will man sich doch direkt auf den Cowboy setzen und ihn die ganze Naht reiten!‘ sagt die anderen mit Südstaatenakzent.“ - 8 % in der ebook Ausgabe

 

Wäre es nur diese eine Beispiel gewesen, könnte ich vielleicht noch darüber hinwegsehen. Dass sich jedoch alle Frauen in diesem Buch so artikulieren, lies mich nahezu verzweifeln. Kennt ihr Personen, die so reden? Des Weiteren kommt es aufgrund der so häufig platzierten sexuellen Stellen zu seltsamen Ergüssen wie diesen:

 

„Chase trinkt aus meinem Mund, wie aus einem Brunnen […]“

„Chase packt besitzergreifend meine Hüften und spießt mich mit einem schnellen Stoß auf.“

„Ich schreie auf, als er mich spaltet.“

„Ich werde dich vögeln, bis wir beide sterben.“

 

Wenn irgendwann alle Phrasen verbraucht sind, muss man sich schließlich neue einfallen lassen. Schon lange ist mir kein Buch mehr mit einem schlechteren Text untergekommen. Wie bei diesem ganzen Wortdurchfall dem Leser eine gefühlvolle Stimmung aufkommen soll, ist mir wirklich ein Rätsel. Oder wie es ein solcher Text tatsächlich durch ein Lektorat geschafft hat.

 

Das soeben erwähnte Verhalten führt mich direkt zu meinem nächsten Kritikpunkt. Der Sexismus gegenüber dem männlichen Geschlecht. Dies ist mir schon der vorherigen Reihe der Autorin aufgefallen und sie knüpft hier nahtlos an. Da ist die Rede von „diesem perfekten männlichen Exemplar“, dem oben erwähnten „reitbaren Cowboy“ und weiteren Entgleisungen. Natürlich dürfen die genretypischen Klischees auf keinen Fall fehlen. Das perfekte Exemplar trainiert bis zum Umfallen, damit es auch wirklich zur Sorte Mann zählt. Dabei glänzt die Haut bekannt golden und unserer lieben Protagonisten läuft jedes Mal das Wasser im Mund zusammen, sobald sie ihn nur erblickt. Auf keinen Fall ist zu vergessen, dass Chase reich und arrogant ist sowie alles in sein Bett zerrt, was nicht bei drei auf den Bäumen zu sein scheint. Alles andere ist natürlich unter Gigis Niveau, denn Männer die keine Arschlöcher sind, sind automatisch Weicheier. Was wunderbar ihr zwigespaltenes Verhältnis zu der Männerwelt widerspiegelt. Erinnert sie sich gerade noch an den Rat ihrer Mutter zurück

 

„Aber ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert. Meine Mutter hat mir vor langer zeit beigebracht, dass ich mich niemals auf einen Mann verlassen soll.“ - 6 % in der ebook Ausgabe

 

hat sie dies ein paar Zeilen später direkt wieder über den Haufen geworfen. Auch der Umstand ihrer erschütternden Vergangenheit kann sie nicht davon abhalten, sich vorzustellen, wie er ihr Dinge antut, mit denen sie die letzen Jahre zu kämpfen hatte. 

 

„Bestimmt hinterlässt er dort einen blauen Fleck. Ich  hoffe es fast. So etwas denke ich zum ersten Mal. An mir hat ein Mann schon zu viele blauen Flecken hinterlassen.“ - 12 % in der ebook Ausgabe

 

So etwas passiert leider, wenn man zu viele Elemente in einem Buch vereinen will. Es bedurfte eines Aufhängers, um den sexuellen Content aufzubauschen. Dadurch ist das Buch nichts Ganzes und nichts Halbes. Weder eine erotische Geschichte, noch ein dramatischer New Adult Roman. Hätte sie ihre Vergangenheit ernsthaft negativ geprägt, wäre sie nach ihrem Krankenhausaufentalts nicht sofort über Chase hergefallen. Oder würde sein besitzergreifendes Verhalten nicht hinnehmen und sich mit faden Begründungen seinerseits abspeisen lassen. Chase hat sich Gillian zu seinem persönlichen Eigentum erklärt und kontrolliert ihr komplettes Leben, ihre Freunde, ja wirklich jeden Schritt den sie Macht. Na, wer bekommt da von euch nicht auch ein feuchtes Höschen?

 

Wir haben das Buch in fünf Abschnitte unterteilt, jedoch verspürte ich schon nach den ersten vier Kapiteln das Bedürfnis, in ein Kissen zu schreien. Einzig die Verarbeitung des Gelesenen auf Twitter (#bbfliest) hat mich bei der Stange gehalten (ha ha ha).

 

Mit den Charakteren wurde es im weiteren Verlauf leider nicht besser. Chase ist weiterhin ein totaler Kontrollfreak und möchte praktisch über ihr ganzen Leben bestimmen. Dies immer mit dem Hintergrund, dass sie sich gerade erst begegnet sind und eigentlich noch überhaupt nicht kennen. Mit seinem Verhalten könnte er sich perfekt in die Reihe der „bösen und gemeinen“ Exfreunde einreihen, aber er ist ja so heiß. Da kann man über sein besitzergreifendes Verhalten natürlich hinwegsehen…

 

„‚Nicht masturbieren.‘ Wie bitte? Ich ziehe die Hand aus meiner Unterwäsche, als wäre sie vom Blitz getroffen worden. ‚Ab jetzt will ich derjenige sein, der dich zum Höhepunkt bringt.‘“ - 36 % in der ebook Ausgabe 

 

Die beiden scheinen auch anatomisch komplett aus dem Rahmen zu fallen. Da sind Stellungen möglich, die sich niemand von uns in die Realität umgesetzt vorstellen konnte. Außer natürlich, dass man sich das ein oder anderer Körperteil mal eben ausrenkt. Und auch seine Augenfarbe wechselt von Seite zu Seite. 

 

Alle weiteren Figuren wurden lieblos zu Papier gebracht, um den Stoff für die Folgebände liefern zu können. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu geben, dass New Adult Bücher grundsätzlich nur als Serie aufgelegt werden, um möglichst viel aus dem Franchise rauszuholen. Wie auch Gigi, sind ihre Freundinnen durch die Hölle gegangen. Schließlich haben sie sich alle über Safe Haven kennengelernt. Besonders traumatisiert scheinen sie mir jedoch nicht zu sein. Das Verhalten dieser Frauen ist wie das der anderen Charaktere auch: völlig unglaubwürdig. Da mich kein einziger Charakter berühren konnte und mir deren Werdegang dadurch leider völlig egal ist, werden die anderen Teile der Reihe auch keinen Einzug in mein Bücherregal halten. 

 

Fazit:

 

Man sollte das Buch lesen wenn:

 

- man auf der Suche nach so seichter Unterhaltung ist, dass sie unter der Tür durch passt;

- Charaktere mag, die recht dumm, dafür wahnsinnig gutaussehend sind;

- man Sexismus und Oberflächlichkeit ziemlich geil findet;

- gerne (und viel) Sexszenen liest, die meilenweit an der Realität vorbei gehen.

 

Aber jetzt mal ernsthaft: Selbst wenn mich ein Buch nicht begeistern konnte rate ich euch nur sehr selten vom Kauf ab. Geschmäcker sind nunmal verschieden. Hier allerdings lege ich euch wirklich ans Herz, das Geld für den Roman für etwas sinnvolleres auszugeben. Es ist schade um das Papier, auf dem der Schund gedruckt worden ist. Es ist mir völlig unbegreiflich, wie ein solches Buch so eine große Fanbase haben kann. Selbst bei „einfacher Unterhaltungsliteratur“ habe ich den Anspruch, dass die Geschichten in sich schlüssig und glaubwürdig sind. Wenn mich mich vom Autoren/von der Autorin regelrecht veräppelt fühle, kann ich dessen/ihre Werke auch nicht ernst nehmen. 

 

Auch wenn das Jahr noch jung ist, schafft es „Trinity - Verzehrende Leidenschaft“ zu einer Nominierung für den Flop des Jahres 2017.