Rezension

Flucht und Selbstfindung: Spannender Roadtrip durch Alaska

Bis an die Grenze - Dave Eggers

Bis an die Grenze
von Dave Eggers

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt / Klappentext:

Josie, eine Zahnärztin, die ihre Praxis hat schließen müssen, bekommt Panik, als ihr Exmann darum bittet, die gemeinsamen Kinder seiner neuen Verlobten vorstellen zu dürfen. Sie packt die Kinder und flieht mit ihnen an den entlegensten Ort, der für sie ohne Pass erreichbar ist: Alaska. Die Reise in dem angemieteten, abgetakelten Wohnmobil durch die Wildnis rüttelt die Familie durcheinander. Der achtjährige Paul übernimmt die fürsorgliche Vaterrolle in der Familie, während die fünfjährige Ana Chaos und Zerstörung magisch anzieht. Was sich zunächst wie ein Abenteuerurlaub am Ende der Welt anfühlt, wird schnell zur verzweifelten Flucht. Nicht nur ein Lauffeuer, das in der Region ausgebrochen ist, scheint Josie auf den Fersen zu sein. Sie kämpft auch gegen die imaginären sowie realen Geister ihrer Vergangenheit und muss dafür bis an ihre Grenze gehen.

Meine Meinung:

Der Autor nimmt uns in dieser Roadtrip-Story mit auf die Flucht durch Alaska. Josie flieht mit ihren beiden Kindern vor dem getrennt lebenden Vater der Kinder, der wieder heiraten und die Kinder als Vorzeigeobjekte "ausbeuten" will. Aber wir sind ebenso auf der Reise durch Josies Vergangenheit. Wir tauchen in deren Gedankenwelt ein, aus deren Sicht die Story hauptsächlich erzählt wird, und erfahren nach und nach, was in Josies Leben alles passiert ist und welche Ängste und Schuldgefühle sie plagen.

Auf ihrer Tour durch Alaska bringt Josie sich und die Kinder immer wieder in abstruse, teils sehr gefährliche Situationen, was spannend und eindringlich erzählt wird. Nicht immer kann man ihr Verhalten nachvollziehen und man möchte sie am liebsten am Kragen packen und da rausziehen. Oft denkt man, dass das nicht gutgehen kann und man erwartet ständig, dass nun etwas Schlimmes passiert.

Letzlich sind das aber alles Erfahrungen, die die kleine Familie verändern: den Kindern tut das einfache Leben in der Natur sehr gut, sie werden ausgeglichener und entspannter. Und Josie wird immer befreiter von ihren Ängsten, je weiter sie an ihre eigenen Grenzen geht.

Für mich ist es ein anspruchsvolles Buch, was viele gesellschaftskritische Momente hat, aber auch eine gute Portion Humor! Wenn Josie von ihrem Ex berichtet, dass seine Hauptbeschäftigung Toilettenbesuche waren und ihn dann später "Dünnpfiff-Vater" nennt und einige andere treffende Beschreibungen, bei denen ich so manches Mal lachen musste.

Insgesamt eine abwechslungsreiche, sowohl berührende als auch spannende Story über eine abenteuerliche Flucht, die mit viel Tiefgang erzählt wird, absolut empfehlenswert!

Kommentare

LySch kommentierte am 17. April 2017 um 08:49

Gut geschriebene Rezi! :) Hab mir das Buch auch gekauft, weil ich "Der Circle" so toll fand und freu mich nun auf die Lektüre!

UJac kommentierte am 17. April 2017 um 12:43

Danke! Es ist ganz anders als Der Circle, aber auch ganz toll geschrieben. Viel Spaß beim Lesen!

LySch kommentierte am 18. April 2017 um 17:16

Das hört sich gut an! :) Beim Circle wurde ja nicht viel Zeit darauf verwendet, die Charaktere auszubauen, weil es einfach mehr um die schockierende Grundidee ging. Ich denke, dafür nimmt er sich im neuen Buch wieder deutlich mehr Zeit...

LySch kommentierte am 26. Juli 2017 um 22:36

Ohh, ich habs endlich durch und ich bin einfach nur totaaal begeistert! ♡ Lesehighlight 2017!