Rezension

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Fragwürdige Streiche

Die Heuhaufen-Halunken - Sven Gerhardt

Die Heuhaufen-Halunken
von Sven Gerhardt

Bewertet mit 3 Sternen

Dies ist der erste Band einer neuen Kinderbuch-Reihe und das Cover ist optisch sehr ansprechend gestaltet. Man sieht die Mitglieder der Bande, die schon mit Blick und Haltung den Eindruck vermitteln, dass sie es faustdick hinter den Ohren haben. Die Geschichte spielt in einer heimeligen Bauernhofidylle, die den Kindern in ihren Ferien zu langweilig wird. In ihrem Dorf am Ende der Welt passiert nichts Spannendes und so kommt die Halunken-Anführerin Meggy (10) auf die folgenreiche Idee, an einem weiter entfernten See zu zelten - natürlich ohne Eltern. Doch dann taucht ein fremder Junge aus der Stadt auf, der die Pläne der Halunken zunächst stört oder ist er etwa doch ganz nett und hilfreich?

Die Kapitelüberschriften sind in Reimform und so wie Bauernregeln geschrieben. Das ist eine witzige Idee und gefällt mir sehr gut und auch die Illustrationen, die die Handlung veranschaulichen, sind liebevoll und detailreich gezeichnet. Die Eintragungen aus Meggys Notizbuch fassen die jeweiligen Ereignisse nochmals gut zusammen und lockern die leicht zu lesende und unterhaltsame Erzählung zusätzlich auf.

Mir gefällt an der Handlung, dass der Konflikt zwischen den Landkindern und dem Stadtkind, der von Vorurteilen geprägt war, positiv aufgelöst wird. Es wird aufgezeigt, dass  Diskriminierung und Ausgrenzung im Umgang miteinander, nichts zu suchen haben. Das Motto der Bande "Kannst du krumme Dinger dreh'n, bist du hier hoch angeseh'n" setzt meiner Meinung nach dagegen falsche Signale und verharmlost ihre gefährlichen (Straf)taten. Angefangen mit der Täuschung einer Ladenbesitzerin, über das Abzapfen von Benzin aus dem Auto der Eltern, bis zur lebensbedrohlichen Autofahrt. Die Strafe für ihr Vergehen fällt in meinen Augen viel zu milde aus und die Erwachsenen "belohnen" sie sogar noch mit einem Picknick danach. Von Reue ist bei den Halunken demnach auch nicht viel zu spüren, sie sind sogar stolz auf ihre Taten und schmieden bald schon wieder neue Pläne.

Man kann nur hoffen, dass kein lesendes Kind die Unternehmungen dieser fragwürdigen Vorbilder nachahmt und stattdessen besser die Dinge tut, die auch die Halunken dann bis zum Ende der Ferien betreiben. Durch Wälder und Wiesen stromern, Bäche stauen und Heuschlachten in der Scheune sind auf jeden Fall besser für die geistige und körperliche Gesundheit von Kindern geeignet. Leider wird das nur nebenbei in einem Satz am Ende erwähnt. Mir fehlt insgesamt eine deutliche Aussage darüber, dass das, was die Kinder angestellt haben, keine Streiche mehr sind, sondern gefährlicher Unsinn, auf den man nicht stolz sein sollte. Ich kann aus diesen Gründen nur empfehlen, das ansonsten lustige und kurzweilige Buch begleitend mit der vernünftigen Erklärung eines verantwortungsbewussten Erwachsenen, zu lesen.