Rezension

Frauenpower - die Erfolgsgeschichte von Ruanda

Frauenwunderland - Barbara Achermann

Frauenwunderland
von Barbara Achermann

Bewertet mit 5 Sternen

Den Namen „Ruanda“ assoziiert man nach wie vor mit dem Genozid an den Tutsi, der 1994 von den Hutu verübt worden ist.

Die Schweizer Autorin Barbara Achermann erzählt eine kaum zu glaubende Erfolgsgeschichte des afrikanischen Landes.

Die Lücke, die der grausame Bürgerkrieg in den Familien hinterlassen hat, weil vorrangig Männer und deren Söhne ermordet wurden, habe nun die Frauen geschlossen.

Ruandas Frauen haben im Eilzugstempo gelernt, sich zu behaupten - allerdings ferne jeder feministischer Aufschreie und Anfeuerungen um Binnen-I oder ähnlichem. Nachdem der Westen die Ruander mehr oder weniger im Stich gelassen hat, haben die Frauen zu Selbsthilfe gegriffen.

Neun Jahre nach dem Genozid gab sich das Land eine neue Verfassung und den Frauen gänzliche Gleichstellung.

Ruanda liegt lt. Gender Gap Report nach den Skandinavischen Ländern an 5. Stelle im Ranking. 68% der Abgeordneten sind Frauen. Da müssen sich so demokratische Staaten wie Österreich, Deutschland oder die Schweiz mit ihren mickrigen Frauenquoten verstecken.

Seit dem Genozid sind Chefinnen zahlreich. Sie halten einfach das Leben und die Wirtschaft am Laufen. Vor dem Völkermord war Ruanda stark patriarchisch organisiert. Frauen wurden früh verheiratet, durften keine Meinung dafür viele Kinder haben, den Mädchen wurde die Schulbildung vorenthalten. Ja in einigen Dörfern mussten sie ihren Mann um Erlaubnis fragen, wenn sie das Haus verlassen wollten …

Anhand von acht Frauenbiografien erzählt Achermann die Geschichte eines Landes, das beinahe wie der Phönix aus der Asche steigt.

Warum nur beinahe? Naja, das liegt vor allem am Staatsoberhaupt, das unlängst erst die Verfassung ändern hat lassen, um für eine dritte Amtsperiode kandidieren zu können. Natürlich hat er die Wahlen mehr als haushoch gewonnen, weil er eine Opposition nicht zugelassen hat. Allerdings findet die Mehrheit der Bevölkerung, dass der rasche wirtschaftliche Aufschwung ohne einen „starken Mann“ kaum möglich gewesen wäre. Demokratie ist nicht immer der Weisheit letzter Schluss.

Natürlich gibt es noch Nachholbedarf. Ich bin überzeugt, mit solchen Frauen, wie sie Barbara Achermann interviewt hat, ist noch viele möglich. Man sollte Ruanda nicht unsere westlichen Standards aufdrängen, das ist schon einmal unter Deutschland bzw. Belgien als Kolonialmacht schiefgegangen.

Fazit:

Das Buch hat mich sehr berührt und ist gleichzeitig eine Hommage an all die Frauen, die ihren oft steinigen Weg gehen.