Rezension

Frauenschicksale in der Zeit von 1918 bis jetzt in einer Männer dominierten Gemei

Vielleicht im Himmel einmal - Lea Söhner

Vielleicht im Himmel einmal
von Lea Söhner

Bewertet mit 4 Sternen

Geschildert wird das Schicksal  der Frauen der Familie über mehrere Jahrzehnte. Seinen Anfang nimmt die Erzählung mit der Heirat des streng pietistischen Heinrichs mit der lebensfrohen Wilhelmine kurz nach Ende des 1. Weltkrieges. Sie führen eine glückliche und sexuell erfüllte Ehe. Sie bekommen 3 Mädchen und einen Sohn. Kurz nach dessen Geburt stirbt Wilhelmine an Krebs. Heinrich bleibt mit den 4 Kindern allein zurück. Die Familie ist durch die Arztkosten völlig überschuldet. Wenige Monate später heiratet er - wie früher üblich -erneut. Die neue Frau - Elfriede wird gebraucht, um die Kinder zu versorgen und auf dem Hof mit zu helfen. Als auch Heinrich an Krebs erkrankt, sucht er seine Heilung bei einem Pfarrer. In langen Gesprächen kommt Heinrich zu der Überzeugung, dass seine Ehe mit Wilhelmine Sünde war und alle folgenden Ereignisse die Strafe Gottes dafür. Endlich versteht er,  warum er mit so viel Unglück geschlagen wurde. Fortan existiert Wilhelmine nicht mehr. Nach seiner überraschenden Gesundung, führt er ein Gottesfürchtiges Leben und achtet bei der Erziehung der Kinder darauf, sie streng religiös zu erziehen. Alles, was nicht Gottes Lob dient, ist des Teufels. Die Mädchen und dazu gehören weitere 6 aus der 2. Ehe helfen auf dem Hof, besuchen die Volksschule und machen nur im Ausnahmefall eine Ausbildung. Und alle neun finden kein persönliches Glück im Leben und scheitern jede auf ihre Weise. Besonders die Mädchen aus der 1. Ehe glauben, dass besondere Schuld auf ihnen lastet. Und als ob sie sich selbst bestrafen müssten, finden sie sich in Ehen wieder, die nicht glücklich werden. Erst in der Generation der Enkelinnen gibt es Versuche gibt es Versuche, sich aus diesen Zwängen zu befreien.
Ich fand das Buch interessant und traurig. Interessant, weil es durch die Schilderung der Lebensumstände der Frauen auch historische Einblicke in das bäuerliche Leben gibt. Viele Geschehnisse sind typisch für die jeweilige Zeit und nicht nur durch eine pietistische Lebenseinstellung bedingt. Aber vor allem war ich traurig zu lesen, wie wenig Einfluss Frauen auf ihre Lebensgestaltung hatten. Pflicht, Gehorsam, Verzicht gepaart mit schwerer Arbeit waren die Lebensinhalte und wurden nicht in Frage gestellt. Wenn dann noch religiöse Zwänge und die Verteufelung des Geschlechtlichen der Frau hin zu kommen, muss das fast zwangsläufig zu seelischen Problemen führen.
Positiv bleibt noch zu erwähnen, dass die sachliche Erzählweise keine Wertungen der Ereignisse vornimmt.