Rezension

Freisals neuer Fall

Giftzwerg - Bernd Mannhardt

Giftzwerg
von Bernd Mannhardt

Bewertet mit 5 Sternen

"...Keine überhasteten Aktionen...! Das machen vielleicht die Kollegen im Tatort - wir nicht..."

 

Kriminalhauptkommissar Freisal möchte etwas für seine Gesundheit tun. Momentan steht er in einem Sportfachgechäft und lässt sich von seine Kollegin, Kriminalkommissarin Yasmine Gutzeit, beim Kauf von Laufschuhen beraten. Doch der Sport muss warten. Yasmine erreicht ein Anruf, dass in eine Kleingartenanlage ein Tote neben einem Rollator und einem mobilen Sauerstoffgerät gefunden wurde.

Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi kreiert. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Es war mein erstes Buch mit den beiden Ermittlern. Ich konnte aber der Handlung problemlos folgen.

Horst Kessler, der Tote, war Pächter des Gartens und in der Anlage als Giftzwerg verschrieen. Jede Kleinigkeit, die nicht den Regeln entsprach, wurde von ihm notiert und gegebenenfalls zur Anzeige gebracht. Dementsprechend groß ist nun die Zahl der Verdächtigen. Da in der Anlage gerade das Sommerfest stattfindet, haben die Kommissare Gelegenheit, die ersten Personen zu vernehmen.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Der Autor verfügt über einen feinen Humor. Das zeigt sich insbesondere in den verschiedenen Sprüchen seines Kommissars. Einen habe ich oben zitiert, ein zweiter darf hier folgen:

"...Ich habe ja zwei linke Hände. Bin schon beim Einräumen meines Geschirrspülers am Limit..."

Allerdings nehmen sich Hajo und Yasmine in ihren Dialogen nichts. Sie agieren fast auf Augenhöhe. Deshalb soll auch ein Zitat von Yasmine nicht fehlen:

„...Sind Sie schon im Jogging - Modus? Dann müssen Sie ganz langsam und locker beginnen, nicht so hastig und angespannt...“

Beide arbeiten konzentriert und haben einen Blick für Details. Trotz der kleinen Sticheleien herrscht zwischen ihnen eine angenehme Atmosphäre. In der Kleingartenanlage präsentiert mir der Autor die unterschiedlichsten Protagonisten, wie es eben im Leben so ist. Dem einen rutscht bei seinem Sohn schnell die Hand aus, der zweite möchte seine Laube zur Dauerwohnung umbauen und ein dritter hat für die Kinder ein Baumhaus errichtet, das etwas größer als erlaubt ist. Alle sind auf Kessler nicht gut zu sprechen. Auf die Polizei allerdings auch nicht, weshalb Hajo erst ziemlich deutlich werden muss. Das sind aber noch nicht alle Geheimnisse, die sich in der Kleingartenanlage auftun. Gut beschrieben wird die Anlage, die sich zum Teil auf einem alten Friedhof befindet. Hier gewährt mir der Autor einen Blick in die Berliner Geschichte. Es fallen Namen wie Wilhelm Vogt und Klaus Bonhoeffer. Ab und an ist in die Handlung gekonnt Faktenwissen eingelagert. So erfahre ich einiges über die Beschaffenheit von Papier und das Berliner Hansaviertel.

Gut gefallen hat mir, dass Hajo ebenfalls seine weiche Seite zeigen darf. Er kümmert sich um eine ältere Dame im Haus, die zunehmend an Demenz leidet.

Da ich als Leser immer über den gleichen Wissensstand wie die Kriminalisten verfüge, kann ich schön mit raten und gehe natürlich auch jeden Irrweg mit.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Ende bleibt keine Frage offen. Der Fall wurde konsequent logisch durchkonstruiert. Der feine Humor, der die Handlung durchzieht, macht das Lesen zum Vergnügen. Über den verfügt übrigens auch Claus, Hajos Vorgesetzter.