Rezension

Freundschaft zum Nachdenken

Der irische Freund - Hugo Hamilton

Der irische Freund
von Hugo Hamilton

Der Roman von Hugo Hamilton ist alles andere als ein Buch, das sich schnell von der Hand liest. Alle Erlebnisse, Gefühle und Spannungen des Serben Vid werden für den Leser durch die Ich-Erzählung greifbar, so dass ich hier nicht durch das Buch getragen wurde, sondern Pausen machen musste, um nachzudenken oder auch nur ungläubig noch einmal die letzten Sätze zu lesen.

Der Serbe Vid ist als Emigrant in Irland gestrandet. Nachdem er sich anfangs alleine und nur mit Nebenjobs durchschlagen musste, gewinnt er den Iren Kevin zum Freund, der ihn wieder in seinen Beruf des Bautischlers bringt. Es ist eine tragische Freundschaft mit Liebe, Verrat, Hingabe und Abhängigkeit. Sie zieht sich durch den Roman, ebenso wie die Legende einer ertrunkenen Frau aus Connemara, dessen Schicksal Vid beschäftigt, ebenso wie sein eigenes, an das er kaum noch Erinnerungen hat. Am Ende sind diese Handlungsstränge dennoch irrelevant für Vid´s wahres Glück, denn dieses findet er auf einem anderen überraschenden Weg.

Es ist amüsant zu lesen, wie sich Vid nicht nur im irischen Alltag sondern auch deren Sprache erst zurechtfinden muss.  Allerdings konnte ich mich als Leser nie entscheiden, ob ich ihn sympathisch finden sollte, so wie Helen, Kevins Freundin, oder nicht. Beim Lesen jedoch wurde mir Kevin´s Charakter zunehmend unbeliebt und mein Unverständnis gegenüber Sid und seiner Betrachtungsweise der Freundschaft stieg. Es ist ein Roman, der sicherlich zum Nachdenken anregt, jedoch keiner, den ich ein zweites Mal lesen würde.