Rezension

Für Austen Fans ein Muss!

Pflicht und Verlangen - Eva-Ruth Landys

Pflicht und Verlangen
von Eva-Ruth Landys

Bewertet mit 5 Sternen

Ich könnte jetzt sagen, dass an diesem Buch angefangen vom Cover bis hin zum Nachwort einfach alles stimmt und die Bewertung mit einer 1 mit Sternchen beenden, aber das würde wohl “Pflicht und Verlangen” nicht gerecht werden. Wer heiß und innig auf eine Neuerscheinung von Jane Austen wartet, sich aber wohl damit zufrieden geben muss, dass Miss Austen nicht aus dem Jenseits neue Manuskripte an einen Verlag schicken wird, für den ist Eva-Ruth Landys Debütroman ein heißer Geheimtipp.

Landys löst sich gleichzeitig aber auch geschickt von ihrem Vorbild, denn im Gegensatz zu Jane Austen, gibt es hinter ihrer mitreißenden Geschichte und ihren vorzüglichen Figuren auch jede Menge Gesellschaftskritik. Es ist nicht nur der schöne Schein, die Liebesgeschichte, die charmanten Dialoge und die Dramatik, die an diesem Roman begeistert. Geschickt verknüpft die Autorin das Schicksal ihrer Charaktere mit den damaligen Gegebenenheiten, insbesondere mit der Stellung der Frau.

Zwar ist Charlotte emanzipiert, aber es wird immer wieder deutlich, wie sehr sie den gesellschaftlichen Konventionen ausgeliefert ist. Ihre Intelligenz und ihr hoher Bildungsstand machen es leicht sich als heutige moderne Frau mit Charlotte zu identifizieren und vermutlich ist für jede Leserin das Umherschieben der Protagonistin als wäre sie eine Schachfigur schlimmer als für Charlotte selbst.

Die Liebesgeschichte selbst ist voller Dramatik, enthält aber auch viele schöne und leise Momente, wo erkennbar wird, wie viel Charlotte und John gemeinsam haben. Es prickelt offensichtlich zwischen den beiden und das sie nicht zueinander finden dürfen, macht einen großen Teil der Spannung aus.

Allen Figuren (auch den unsympathischen) verleiht Landys sehr viel Tiefe, indem sie ihre Gefühle, Wünsche oder eben auch ihre unnachgiebige Hartherzigkeit mit Feingefühl beschreibt. Keine Figur lässt einen kalt. Egal ob man sie nun liebt, bedauert oder abgrundtief hasst. Auch sprachlich bleiben da keine Wünsche offen. Die Autorin versucht die Sprache der damaligen Zeit zu transportieren. Die Höflichkeit und der Standesdünkel sind dabei greifbar, versinkt glücklicherweise aber nicht in Klischees oder wirkt gar altbacken.

Hervorheben möchte ich noch das sehr informative Nachwort, welches ich allen kommenden Lesern von “Pflicht und Verlangen” empfehle würde VOR dem Roman zu lesen, da es sehr hilfreiche Hinweise über die damalige Zeit enthält und man so diverse Dinge noch besser bewerten und einordnen kann. Auch optisch und haptisch macht der Roman eine Menge her, aber das ist man ja mittlerweile von den historischen Romanen aus dem Bookspot Verlag gewohnt.