Rezension

Für Fantasy und Urban Fantasy Fans empfehlenswert

Eine irische Ballade - David Pawn

Eine irische Ballade
von David Pawn

Bewertet mit 4 Sternen

Die Banshee Síochána wird arbeitslos, als der letzte Nachkomme der Familie Carr stirbt. Sie macht sich auf die Suche nach einer neuen Familie, bei deren Todesfällen sie klagen und weinen kann. Denn dies ist die Aufgabe, die eine Todesfee zu erfüllen hat. Und seit 600 Jahren hatte dies Síochána für die Familie Carr getan, doch nicht gerade freiwillig, wurde sie doch verflucht eine Banshee zu sein und um jeden einzelnen Carr zu trauern der das zeitliche segnet. Ihr derzeitiger Beruf in der Menschenwelt ist es als professionelle Pokerspielerin an den Pokertischen ihr Geld zu verdienen. Momentan hat sie sich dazu die Stadt Baden-Baden auserkoren. Und dort hofft sie auch, eine neue Familie und ein neues Familienoberhaupt zu finden. Doch darf eine Todesfee, nachdem ihre letzte Familie komplett verstorben ist, sich die neue überhaupt selbst auswählen, oder gibt es dafür Regeln? Und was passiert, wenn man sich mit Schnitter anlegt?

Vor 600 Jahren wurde Síochána verflucht, und musste seitdem als Banshee jeden Todesfall in der Familie Carr beklagen. Dabei behielt sie ihr ansprechendes Äußeres als junge Frau. Seit der letze Spross der Familie verstorben ist fühlt sie sich leer. Dies ändert sich erst, als sie eines Abends am Pokertisch Daniel kennen lernt. Ist er ihr neuer Herr? Ist seine Familie die richtige Wahl für die Banshee? Ihr sturer Charakter und teilweise Naivität bringt sie immer wieder auf die ein oder andere Weise in Schwierigkeiten, vor allem, als sie entscheidet den Tod von Menschen nicht mehr einfach nur zu beklagen. Zudem sich zwischen ihr und Daniel auch noch eine Beziehung entwickelt und sie sich verliebt.

Neben Síochána und ihrem Daniel kommen auch noch einige Mythen- und Sagengestalten vor, wie der Schnitter (Gevater Tod) oder auch Kobolde. Sie alle haben ihre Rolle und ihren Auftritt und wissen durch ihre eigene Art den Leser in ihren Bann zu ziehen. Diese Wesen machen einen neugierig mehr über sie zu erfahren, doch leider fehlen manchmal ein paar Informationen, da man sicher nicht alle Sagengestalten kennt. So ist man bei Interesse dann erst einmal gezwungen ein wenig zu recherieren, was es mit diesen auf sich hat. Aber so ist auch Síochána sich teilweise in der Geschichte nicht bewusst, was ihr Handeln für Konsquenzen für diese Wesen hat. Dies bietet einem beim Lesen dann wieder Spannung, und sie wirkt dadurch realistischer.

Auf dem in Grüntönen gehaltenem Cover sieht man im im unteren Bereich einen Wald, der im Nebel liegt und darüber das Antlitz einer schönen, jungen Frau, das wahrscheinlich die Banshee darstellt. Sie hat einen sehnsuchtsvollen und etwas melancholisch wirkenden Blick. Das gesamte Cover hat eine mystische und geheimnisvolle Stimmung, die sehr gut zu der Handlung um Sagen, Mythen und die Liebe passt. Der Titel ist gut lesbar und an zwei Ecken von geschwungenen Ornamenten eingerahmt, wodurch er neben dem Frauenantlitz ebenfalls deutlich auffällt.

David Pawns Schreibstil ist flüssig, humorvoll, angenehm und es fällt einem nicht schwer schnell in die Handlung einzutauchen und dieser zu folgen. Das Buch ist in 8. Kapitel unterteilt, die hier Strophen genannt werden, was wunderbar zum Titel passt und wirklich an eine Ballade erinnert. Am Ende eines jeden Kapitels befinden sich kurze Liedauszüge von irischen Liedtexten die zu dem jeweiligen Kapitel passen. Doch ist dies, neben der Protagonistin als Banshee der einzige weitere Bezug zu Irland. Die Handlung selber hat als Handlungsort den Schwarzwald und Baden-Baden. Deswegen tauchen auch einige lokale Gestalten aus den Mythen und Legenden auf. Man kann sich regelrecht die Handlungsorte bildlich vorstellen und bekommt während dem Lesen Lust diese zu besuchen und mehr über diese und ihre Geschichte, ihre Mythen und Legenden zu erfahren. Die Handlung wird aus Síochánas Sicht, der Ich-Perspektive geschildert. So ist man als Leser immer auf dem gleichen Wissensstatus wie sie und weiß sehr genau um ihre Gedanken und Gefühle.

Es macht Spaß "Eine irische Ballade" zwischendurch zu lesen und in die Welt einer verträumten-mystischen Banshee einzutauchen, die mit der modernen Welt und deren Problemen klar zu kommen hat und einfach genug davon hat Tränen zu vergießen, die Sterbenden zu beklagen. Es sind frische Ideen vorhanden, und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Schade finde ich nur, dass das Buch so kurz ist, mit etwas mehr Länge und Tiefe hätte es ein wirklich wunderbarere Lesegenuß werden können. Denoch ist es eine humorvolle, lockere und leichte Unterhaltung mit einer gewissen Spannung, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringt und somit gut geeignet ist, um in einem Rutsch durchgelesen zu werden. Zudem ist es für Fantasy und Urban Fantasy Fans empfehlenswert, die mal etwas modernere Todesfeen kennenlernen möchten.