Rezension

Für historisch und politisch interessierte Leser

Dictator
von Robert Harris

"Dictator“, der neue Roman des britischen Autors Robert Harris, ist nach „Imperium“ und „Titan“ der Abschlussband der Trilogie um Aufstieg und Fall des römischen Staatsmannes und Philosophen Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.), Weggefährte von Gaius Julius Caesar.

Ciceros Stern ist gesunken, er ist ein gebrochener Mann. Sein Besitz wurde enteignet, er ist getrennt von Frau und Kindern und lebt fern der Heimat im Exil. Vertrauen kann er lediglich seinem Freund, dem Sklaven Tiro, der auch als sein Sekretär fungiert und ihn begleitet hat. Als er Caesar seine Unterstützung zusichert, darf er nach Hause zurückkehren, aber faktisch hat er kaum noch Einfluss. Dennoch gibt er nicht auf und nutzt seine rhetorische Begabung, indem er sich verstärkt dem Schreiben und Publizieren philosophischer Schriften widmet. Und so gerät er wieder in den Fokus derer, die die politischen Fäden ziehen.

Nach einem zweijährigen Intermezzo als Statthalter in Kilikien, muss er bei seiner Rückkehr feststellen, dass Rom ein Bürgerkrieg droht, Caesar und Pompeius eifern um die Macht im Staate, und Cicero setzt mit seiner Unterstützung von Pompeius auf den falschen Kandidaten. Einmal mehr ist er nach dessen Tod auf die Gnade des Diktators Caesar angewiesen, denn die Staats- und Herrschaftsform der einstmaligen römischen Republik ist nun Vergangenheit. Aber nicht nur Tyrannen, sondern auch ihre Unterstützer leben gefährlich…

Der Autor Robert Harris hat sich seine Sporen als Reporter bei der BBC und als Journalist bei renommierten Printmedien verdient. Wahrscheinlich merkt man deshalb seinen Romanen auch an, dass er gewohnt ist, sachlich zu schreiben und sich auf Tatsachen zu stützen. So auch in der Cicero-Trilogie. Er bleibt nahe an den historischen Fakten, bringt seinen Lesern aber auch den Menschen Cicero nahe. Um Objektivität bemüht, macht er allerdings nicht „everybodys darling“ aus dem Staatsmann, sondern zeigt ihn in der Gesamtheit seiner Eigenschaften, die durchaus nicht unbedingt sympathisch sind.

Es ist eine sehr interessante Periode der römischen Geschichte mit ständigem Auf und Ab und wechselnden Regierungsformen. Aber wenn wir uns die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit anschauen, können wir sehen, dass sich im Grunde nicht viel geändert hat. Die Gier nach Macht und Einfluss war und ist schon immer Antriebsfeder der Menschen und wirkt sich direkt auf das politische System aus. Und wenn dann mal ein Einzelner unter die Räder kommt, der damit nicht einverstanden ist und gegensteuern möchte, wird das als Kollateralschaden verbucht.

„Dictator“ ist ein Roman für historisch und politisch interessierte Leser und bietet  diesen ausgezeichnete Unterhaltung, setzt aber die Lektüre der beiden Vorgängerbände voraus. Nachdrücklich empfohlen!