Rezension

Für jeden etwas dabei

Das grüne nicht nur vegetarische Kochbuch - Dagmar von Cramm

Das grüne nicht nur vegetarische Kochbuch
von Dagmar von Cramm

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Aufmachung dieses Kochbuchs kann nur als wunderschön bezeichnet werden. Das geht los beim Einband, der sich sehr gut anfühlt und mit seinen vertieften Strukturen einem Blatt nachempfunden ist. Allerdings ist der Einband nicht wasser- und schmutzabweisend, so dass ich das Buch ziemlich bald in einen Schutzumschlag gesteckt habe, denn schließlich will ich es in der Küche nutzen. Auch die zum Teil ganzseitigen Fotos sind wirklich schön. Alle Rezepte sind mit Bild dargestellt, so dass man einen guten Eindruck hat, wie das fertige Gericht aussehen soll. Meist läuft einem schon beim Anschauen das Wasser im Mund zusammen.

Die ersten 35 Seiten sind der Theorie gewidmet. Was heißt grünes Kochen? Wo und wann kaufe ich was? Wie lagere ich die Lebensmittel am besten? Wie koche ich energiesparend? Hier gibt es Basiswissen, aber auch „grüne Tipps“ zu den verschiedenen Lebensmitteln. Dabei versucht die Autorin den goldenen Mittelweg zu gehen, indem sie auch Fleisch mit einbezieht und sich nicht nur auf Vegetarisches oder gar Veganes beschränkt, obwohl der Verzehr von Fleisch ja eigentlich nicht „grün“ ist.

Der anschließende Rezeptteil ist nach den Jahreszeiten geordnet: Frühling, Sommer, Herbst und Winter haben jeweils etwa 60 Seiten zur Verfügung, um mit saisonalen Gerichten zu protzen. Dabei ist von einfachen bis zu raffinierten Gerichten, von der Suppe bis zum Dessert alles vertreten. Es gibt sowohl altbekannte Rezepte wie Rahmkartoffeln als auch neue bzw. alte abgewandelte, zum Beispiel Lasagne mit Wintergemüse statt mit Tomatensoße, wobei zum Teil sehr ungewöhnliche Kombinationen entstehen, die aber gar nicht mal so schlecht, sondern im Gegenteil manchmal sogar ausgesprochen lecker schmecken. Verwendet werden nicht nur die üblichen Zutaten, sondern auch eher „exotische“ wie Topinambur oder die fast schon vergessene Pastinake. Oft, aber nicht immer, gibt es bei fleischhaltigen Rezepten Abwandlungstipps für Vegetarier. Etliche Rezepte kommen sowieso ganz ohne Fleisch aus. Was mir auch gut gefallen hat, waren die Tipps, wie man die „Abfälle“ (z.B. Blätter von Radischen oder Kohlrabi)bzw. Essensreste verwerten kann, sodass die Lebensmittel möglichst hundertprozentig genutzt und nicht weggeworfen werden.

So weit, so gut. Leider gibt es auch einige Kritikpunkte. Ich habe bisher nur acht der Rezepte nachgekocht, musste aber bei zwei davon feststellen, dass die Zutatenliste und die Kochanleitung nicht übereinstimmen. Da kommt in der Anleitung eine Zutat überhaupt nicht vor oder umgekehrt, man soll etwas zugeben, was in der Zutatenliste fehlt. Hier braucht man wohl einige Kocherfahrung, um das auszubügeln, für Anfänger also nicht unbedingt zu empfehlen. Auch mit den Mengenangaben war ich nicht immer ganz glücklich. Da musste ich von einzelnen Zutaten einfach viel mehr zugeben, um etwas Brauchbares zu zaubern. Einige Gerichte sind mir sehr gut und problemlos nach der Anleitung gelungen, andere leider nicht. Auch mit der Beschaffung der Zutaten hatte ich teilweise meine Probleme. Im normalen Supermarkt bekomme ich manche unüblichen Dinge eben nicht. Aber dafür dann kilometerweit in der Gegend herumzufahren, ist ja auch nicht besonders „grün“.

Fazit: Zum Anschauen ist das Buch sehr schön, auch um sich kreative Kochideen zu holen und mal neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren. Allerdings sollte man einige Erfahrung im Kochen haben und die Rezepte flexibel handhaben. Und man sollte das „Grüne“ nicht allzu fanatisch sehen ;-)