Rezension

Für junge Fans sehr zu empfehlen!

Young Sherlock Holmes 01. Der Tod liegt in der Luft - Andrew Lane

Young Sherlock Holmes 01. Der Tod liegt in der Luft
von Andrew Lane

Bewertet mit 5 Sternen

„[…] Meine Absicht bei dem vorliegendem  Buch und denen, die noch folgen werden, ist es,  herauszufinden, wie Sherlock war, bevor Arthur Conan Doyle ihn zum ersten Mal der Welt präsentierte.[…]“  Young Sherlock Holmes 01 – Nachwort des Autors Andrew Lane
Das, was Andrew Lane sich mit seinem Buch vorgenommen hat,  ist ihm, meiner Meinung nach, sehr gut gelungen! In Der Tod liegt in der Luft, trifft man auf einen Sherlock Holmes, bei dem man einige Eigenschaften und Charakterzüge, die ihn später so „erfolgreich“ machen, bereits erkennen, teilweise aber auch nur erahnen kann.

Im Prolog des Buches geht es nicht um Sherlock, sondern um den Jungen Matty, der später zusammen mit Sherlock spannende Abenteuer erleben wird. Hier wird zum ersten Mal die sich komisch bewegende Rauchwolke eingeführt, die zwei Menschen das Leben kosten  und damit den Auftakt zu Sherlock Holmes erstem Abenteuer wird!  Man bekommt hier als Leser eine kleine Information, die sofort den Drang erweckt,  zu wissen, was es damit auf sich hat!

Man lernt den jungen Sherlock Holmes nicht als Abenteurer und Detektiv kennen, sondern als einen Jungen, der in seiner Schule eher ein Außenseiter ist und kaum richtige Freunde hat.  Dennoch merkt man gleich, dass er sehr reif und auch sehr erwachsen für seine 14 Jahre ist. Er ist außerdem unglaublich wissbegierig.  In sein erstes Abenteuer gerät er eher zufällig und durch einen von ihm nicht geplanten Aufenthalt bei seiner Tante und seinem Onkel. 
Seine ersten „Ermittlungen“ fangen eher ruhig an, mit kleinen Ausflügen rund um das Anwesen und in die Stadt. Dabei trifft er auf Matty, der ihm von den seltsamen Geschehnissen und der Rauchwolke erzählt. Sherlock weiß, dass etwas damit nicht stimmt und macht sich daran, das Rätsel zu lösen.  Sein Gehirn ist nun mal auf Logik programmiert. Doch je mehr er herausfindet, desto mehr Fragen stellen sich.

Anfangs steht Sherlock noch alleine da, aber mit der Zeit gewinnt er einige „Verbündete“, die ihm dabei helfen, das Rätsel zu lösen. Matty, der mit seinem Boot und seinem Pferd von Stadt zu Stadt zieht, Amyus Crowe, ein Hauslehrer, der von Mycroft angestellt wurde und schließlich auch dessen Tochter Virginia, die ebenfalls in Sherlocks Alter ist. Sie und die ominösen Todesfälle tragen dazu  bei, das Sherlock ganz andere Ferien bekommt, als er sich das gedacht hatte. Doch durch das Wissen gerät jeder von ihnen auch in das Visier der Bösewichte. Denn jeder Mitwisser ist einer zu viel!

Mir haben die Charaktere und die Handlung in Der Tod liegt in der Luft sehr gut gefallen!  Keiner der Charaktere ist  „normal“, sondern zeichnet  sich durch besondere Eigenarten aus. Andrew Lane schafft es sehr gut, dem Leser ein genaues Bild der Charaktere zu vermitteln. Er schafft es aber auch, dass sich dieses Bild immer wieder verändert. Man bildet sich eine Meinung über eine Person, die dann durch verschiedene kleine Details wieder ins Wanken gerät, so dass man sich neue Gedanken darüber machen muss: Wie ist diese Person eigentlich? Man befindet sich also in einem andauernden Denkprozess, was die Handlung und die Charaktere angeht  und das hat mir gut gefallen.

Ein besonders toller Charakter ist  Amyus Crowe, der Sherlock durch kleine Denkanstöße immer wieder dazu bringt, nachzudenken und sich seines außerordentlichen Verstandes bewusst zu werden. Er ist eine Mischung aus Lehrer, Großvater und  Abenteurer und das macht ihn wirklich ganz besonders. Man selbst lernt beim Lesen eine Menge von ihm!

Die Handlung ist spannend, unvorhersehbar und sehr nervenaufreibend! Sherlock wird geschnappt, kommt frei, wird wieder geschnappt, kommt wieder frei… Immer wenn man denkt, dass es jetzt vorbei ist, wendet sich das Blatt und es passiert etwas Unvorhersehbares. Toll!  Man selbst wird zu einem kleinen Detektiv und versucht, die einzelnen Puzzleteile im Kopf miteinander zu verbinden. Natürlich ist man nicht als Leser derjenige, der die Rätsel löst, sondern Sherlock und man ist ganz fasziniert davon, wie und warum er welche Rückschlüsse zieht.  Hier kann man bereits erahnen, wozu Sherlock später einmal fähig sein wird. Die Auflösung des Rätsels ist wirklich spektakulär und auch etwas „abgehoben“. Ich hätte nie mit solch einer Lösung gerechnet, aber gerade das macht das Buch so spannend und abwechslungsreich!

In Der Tod liegt in der Luft erlebt man auch mit, wie Sherlock durch sein erstes großes Abenteuer verändert wird. Es geht teilweise ziemlich brutal und absurd zu, was an einem 14 jährigem Jungen nicht spurlos vorüber geht. Sherlock weiß, dass er danach nicht mehr derselbe ist und er fragt sich, wie sein Leben wohl weitergehen wird.

„[…] Du kannst diese Ereignisse nicht einfach als separate Geschichte betrachten, die einen Anfang und ein Ende hat. Du bist jetzt ein anderer geworden, eben wegen dieser Ereignisse. Und das bedeutet, dass die Geschichte niemals wirklich enden wird.[…]" Young Sherlock Holmes / S. 388 / von Amyus Crowe

Der Tod liegt in der Luft könnte man als ein in sich abgeschlossenes Buch lesen, wenn man nicht versessen darauf ist, zu erfahren, wie es weiter geht. Es bleiben noch einige Fragen offen, vor allem solche, die sich rund um Sherlocks Familie drehen. Man erfährt relativ viel über seinen Bruder Mycroft und seinen Vater Siger, aber seine Mutter und Schwester bleiben stark im Hintergrund. Ich bin gespannt, ob in den Folgebänden noch weiter darauf eingegangen wird.

Fazit

Young Sherlock Holmes ist nicht nur etwas für Jugendliche, sondern auch für große Sherlock Holmes Fans. Man lernt Sherlock mal von einer ganz anderen Seite kennen und der Fall ist mindestens genauso verstrickt, spannend und einfallsreich wie die Fälle, die Sherlock in seinem späteren Leben noch lösen wird. Ich kann Young Sherlock Holmes an alle großen und kleinen Detektive bedingungslos weiterempfehlen!