Rezension

Für mich eher enttäuschend

Swing Time - Zadie Smith

Swing Time
von Zadie Smith

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein kleines Stück Lebensfreude

„Vielleicht habe ich es auch falsch erklärt, ich bin kein Philosoph. Für mich heißt das etwas ganz Einfaches, als würde man sagen, die Zukunft ist immer schon da, sie wartet auf uns. Warum warten wir nicht auch und schauen, was sie bringt?“

Inhalt

Die Ich-Erzählerin des Buches, die keinen Namen bekommt und dadurch immer etwas fremd und unpersönlich bleibt, entführt den Leser in die bunte, teilweise schillernde Welt des Showbusiness, des Tanzes und eines Lebens auf den großen Bühnen. Geprägt von anmutigen Tänzerinnen, erfolgreichen Entertainern und ambitionierten Mitarbeitern im Hintergrund, weitherzigen Entscheidungen und einer Menge Geld, welches für wohltätige Zwecke im Sinne der Entwicklungshilfe eingesetzt wird, entfaltet sich eine ganz eigene Welt. Im Zentrum des Romans steht die persönliche Lebensgeschichte der Protagonistin, die Einblicke in eine Kindheit voller Hoffnungen schenkt, die später jedoch unerfüllt bleiben und gleichermaßen in ein Erwachsenenleben voller Bemühungen und Selbstansprüche, denen sie nicht genügen kann. Ein ständiges Auf-und-Ab der Gefühle gut verborgen hinter den großen ethischen Fragen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Hautfarbe und der damit verbundenen Rolle in der Gesellschaft prägen den Inhalt über zahlreiche Seiten hinweg.

Meinung

Die erfolgreiche Autorin Zadie Smith, die Trägerin des Welt-Literaturpreises ist, entwirft in ihrem neuesten belletristischen Werk das Porträt einer Frau, die sich selbst zwischen den erfolgreichen Personen ihres Umfeldes sucht und einfach kein passendes Lebensmodell für sich selbst findet, nichts scheint wirklich zu ihr zu passen und immer bleiben Punkte offen, die sie eigentlich nicht verhandeln möchte. Was zunächst wie ein Ausflug in die Kindheit einer Person wirkt, die im Schatten ihrer Freundin steht und immer zwischen allen Stühlen sitzt, manifestiert sich schließlich in einem angepassten aber unerfüllten Leben. Eigene Träume und Hoffnungen werden nicht weiterverfolgt, weil der Alltag sich ausschließlich auf die Wünsche anderer konzentriert.

Die angerissene Freundschaftsbeziehung, die auf mich sehr ambivalent wirkt, nimmt einen eher kleineren Teil der Erzählung ein, während das Bild der Hauptprotagonistin um sie selbst rotiert und ihre persönlichen Handlungen aus allerlei Perspektiven betrachtet. Dabei entsteht im Lauf des Romans schon eine fast drückende Stimmung, weil der Leser unterschwellig die enttäuschte, verpasste und ungelebte Sicht auf all die verstrichenen Chancen erhält.

Der Schreibstil an sich ist tatsächlich das große Plus dieser Erzählung, denn darin erkennt man als ambitionierter Leser sehr viel Schönheit und Liebe zum geschriebenen Wort. Zwar erschweren diverse Zeitsprünge den Lesefluss, doch man findet sich erstaunlich gut in den jeweiligen Aussagen zurecht. Klar definierte Kapitel gepaart mit größeren Erzählabschnitten schaffen eine gängige Struktur, die zum Lesen ebenso animiert wie die Wortwahl selbst.

Fazit

Ich vergebe 2,5 Lesesterne, die ich gerne zu 3 Sternen aufrunde, für diesen Roman, der mich leider auf Grund seiner etwas ermüdenden Handlung nicht fesseln konnte. Zu langatmig und ausufernd waren die Passagen, zu wenig Dramatik und keinerlei positives Entwicklungspotential der Protagonistin haben mir die Freude am Buch leider kontinuierlich genommen. Immer habe ich darauf gehofft, der Funke würde noch überspringen, doch dem war leider nicht so. Die guten Ansätze der Handlung wirken teilweise so langweilig, dass ich einige Seiten nur noch quergelesen habe, während mich andere Passagen wieder ganz gut unterhalten haben. Auf die Autorin bin ich aufmerksam geworden und möchte gerne noch ein anderes Werk von ihr lesen, bei diesem hier fehlte mir einfach die innere Beteiligung, das Herzblut und die Kraft, die ich mir im Vorfeld erhofft hatte.

Kommentare

StefanieFreigericht kommentierte am 09. August 2017 um 08:55

Ja, so ging es mir auch.