Rezension

Für mich ein Griff ins Klo

Für Happy Ends gibt`s kein Rezept - Kristen Proby

Für Happy Ends gibt`s kein Rezept
von Kristen Proby

Bewertet mit 2 Sternen

Oh Junge, Junge. Um ehrlich zu sein, war diese Geschichte wohl schon von den ersten Seiten an für mich verloren. Denn sie hatte einen großen Punkt, der mich von Anfang an extrem gestört hat: der weibliche Hauptcharakter. Tatsächlich ist es schon ziemlich lange her, dass mir ein Charakter so auf den Geist gegangen ist.

Oh Junge, Junge. Um ehrlich zu sein, war diese Geschichte wohl schon von den ersten Seiten an für mich verloren. Denn sie hatte einen großen Punkt, der mich von Anfang an extrem gestört hat: der weibliche Hauptcharakter.
Tatsächlich ist es schon ziemlich lange her, dass mir ein Charakter so auf den Geist gegangen ist. Es handelt sich hierbei um Addison, Teilhaber des erfolgreichen Restaurants Seduction, das von insgesamt fünf jungen Frauen geführt wird, die alle für unterschiedliche Bereiche zuständig sind.
Um das Geschäft noch mehr anzukurbeln entschließen sich die Mädels einen Live-Musiker zu engagieren und diese Aufgabe fällt Addi zu.
Durch Zufall gerät sie an den bekannten Ex-Musiker Jake Knox, der wieder Musik machen möchte. Als der Herzensbrecher mit dem gebrannten Kind Addi anbandeln will, ist der Ärger vorprogrammiert.

Eigentlich wollte ich nur eine zuckersüße, nette Liebesgeschichte für zwischendurch. Da ich jedoch bereits auf den ersten Seiten ein Problem mit Addi hatte, fiel es mir schwer mich bei dieser Lektüre zu entspannen. Das Buch beginnt damit uns zu erzählen, dass sie momentan in einer extrem ungesunden Beziehung mit einem Schmarotzer ist, worauf ihre Freundinnen sie auch wiederholt hinweisen, was sie aber komplett ignoriert ... und was ihr selbst auffallen sollte, wenn sie kein komplettes Brett (oder eine Holzwand) vor dem Kopf hat. Als diese Beziehung innerhalb weniger Seiten in die Brüche geht, ist sie nicht nur verwundert darüber, sondern stellt sich auch noch eine Frage, die wieder und wieder ... und wieder im Laufe des Buches auftauchen sollte: Warum behandeln mich alle Männer wie den letzten Dreck?
Nun ist die Frage an sich ja durchaus legitim und vielleicht wird es einigen Frauen in ihrem Leben auch öfters schon so gegangen zu sein ... angesichts des Beispiel mit dem offensichtlichen Mega-Armleuchter jedoch, war meine Antwort lediglich ein genervtes: Weil du es zugelassen hast, du Urschl??

Diese ständig wiederkehrende Frage führt zu einer Einstellung, mit der ich nie etwas anfangen kann, da sie so widerlich intolerant und engstirnig ist, dass ich einen Kloß in der Brust bekomme: Alle Männer sind kacke.
Weswegen es offensichtlich okay für Addiist Jake, das potentielle Loveinterest, nachdem dieser nichts als charmant und höflich war, unglaublich angezicken und zu beleidigen, because f*ck you. That's why ... und anschließend nicht einmal die Eier in der Hose hatte, sich dafür zu entschuldigen, obwohl sie zugeben musste, dass sie sich wie eine Ziege aufgeführt hat. Meiner Meinung nach gab es außer ihrem beeindruckenden Dekollete absolut NICHTS was Jake an Addi anziehend finden sollte, absolut nichts rechtfertigte für mich, warum er trotzdem noch bei ihr landen wollte, außer für ein Nümmerchen auf der Toilette.

Gut, das kann man alles noch verzeihen, wenn sie sich im Laufe des Buches irgendwann mal zusammengerrissen hätte. Meine Meinung von ihr sackte jedoch stetig weiter in den Keller bis hin zum inneren Erdkern. Denn oben genannte sich rituell wiederholende Frage sorgte dafür, dass sie sich enorm bemitleidete. Ich hasse Charaktere die ständig nur rumheulen und allen anderen die Schuld geben und Addi schien das zu einer kleinen Kunstform zu entwicklen, der in einem kompletten "Ich suhle mich im Selbstmitleid-Tag" endete. Jeder hat mal solche Augenblicke, gar keine Frage, und jede Frau kennt allein menstruationsbedingt auch ganze Tage, an denen so eine Stimmung anhält ... aber bei Addi schien das Selbstmitleid und Rumgeheule über einen so langen Zeitraum hinweg immer wieder durch, dass ich nur noch mit den Zähnen knirschte. Der "Niemand liebt mich" Zug sollte irgendwann halt auch mal wieder ohne einen selbst weiter fahren, insbesondere wenn man einen fürsorglichen liebevollen Freund und vier beste Freundinnen hat, die sich rührend um einen kümmern und sorgen. Aber warum sollte man so etwas auch zu schätzen wissen?

Ihre Hardcore-Selbstmitleid Phase betitelte sie dann übrigens als - hah! es kommt gleich! - "sentimental".
Außerdem spricht sie von sich selbst als zynisch und ich dachte mir bloß "Yeah, nope, du bist einfach nur super zickig. Zynisch und sarkastisch solltest du mal im Wörterbuch nachschlagen, Herzchen."

Das Gemecker geht sogar noch ein bisschen weiter, denn meine allerliebsten Punkte kommen ja noch. Yay! Nicht nur, dass sie sich stellenweise grundlos wie eine Superzicke aufführte ... Gab es natürlich noch ein Riesendrama. Denn, oh schreck lass nach, Jake wurde dabei fotografiert, wie er eine andere Frau auf die Wange küsste. AUF DIE WANGE! Ja Himmi Hergott Sakrament, der Saukerl der! A so a Lump, a varreckta! Nein, was der sich traut. Ja, wie soll man da am besten reagieren?? Richtig, man zickt rum, lässt dem Hallodri keine Chance sich zu erklären (denn immerhin! ein Wangenkuss!) und stürmt dann Türe knallend, wutenbrannt wie eine hochpubertäre Teenagergöre aus dem Hause.
Einwandfreie Konfliktlösung. So ein Kommunikationstalent.
Grundsätzlich gibt es durchaus Punkte die erklären, warum Addi so ist wie sie ist, allerdings war das immer nie gut genug für mich, um so ein Verhalten zu rechtfertigen.

Ja, ich schätze, dass ich Addi nicht leiden konnte, durfte inzwischen ein paar wenigen Leuten aufgefallen sein. Nun zum Rest der Geschichte. Gerade die Freundschaft der fünf unterschiedlichen jungen Frauen verspricht durchaus Potential und ich hoffe, dass das in den weiteren Bänden, die noch folgen, ausgeschöpft werden kann. (Sollte ich jemals so weit sein und habe das Gefühl Addison nicht mehr bei Namenserwähnung allein die Nase abbeißen zu wollen, lese ich da vielleicht auch weiter).
Jake war ein durchaus solider, netter, charmanter Hauptcharakter, aber auch seine grundlegende Motivation, sein "Päckchen", das er mit sich rumschleppte, war so abgedroschen und auch weit hergeholt, dass es für mich in der Form einfach keinen Sinn ergab.
Die Interaktion der beiden, die nicht von Rumgezicke oder Türenknallen verunreinigt war, fand ich sehr charmant, hier wurde die Chemie zwischen ihnen tatsächlich deutlich, die erklärte, warum sie sich zueinander hingezogen fühlte. Das spaßige Geplänkel zwischendurch war witzig zu lesen und schaffte es mir, zwischen all den kurzatmigen beinahe Mordattacken an einer rein fiktiven Figur, durchaus das ein oder andere Schmunzeln zu entlocken. Wenn auch widerwillig.

Denn retten konnte dieses Buch wohl nichts mehr für mich. Meine Herz und ganz ehrlich auch mein pragmatischer Kopf, hatte sich entschieden diesen Hauptcharakter zu hassen und dabei ist er bis zum Schluss geblieben. Auch wenn unsere uncharmante Heldin hier tatsächlich auch einen Moment der Erleuchtung über sich selbst hatte.