Rezension

Für mich ein unerwarteter Glücksgriff!

Die Gesichtslosen - Stephanie Fey

Die Gesichtslosen
von Stephanie Fey

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis ist nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Mexiko zurück in München. Ihr Vater, Kommissar Matte Kyreleis, hat ihr eine Stelle im dortigen rechtsmedizinischen Institut besorgt. Auf diese Art an die Stelle gelangt zu sein, passt Carina gar nicht, da ihr Vater es schlichtweg nicht lassen kann, sie unter seine Fittische zu nehmen und jeden ihrer Schritte zu verfolgen. Carinas Groll rückt ein wenig in den Hintergrund als eine mumifizierte Leiche im Sand eines Kinderspielplatzes gefunden wird. Nun kann sie ihre wahre Leidenschaft ausleben: Sie rekonstruiert das Gesicht der toten Person, damit eine Identifizierung durch die Angehörigen möglich wird. Ihr Vater wiederum stößt in seiner Ermittlungsarbeit auf einen Täter, der seinen Opfern die Gesichtshaut abzieht. Auch in diesen Fall wird Carina eingezogen, ob sich will oder nicht.

Das Buch unterteilt sich in neun große Abschnitte: Prolog, Tag eins bis sieben, Epilog. Diese Abschnitte wiederum bestehen aus kleineren Kapiteln. Für Abwechslung sorgt der Wechsel in den jeweiligen Perspektiven. Überwiegend wird Carina Kyreleis Erzählpespektive eingenommen. Aber auch Abschnitte aus Sicht des Täters und eines Opfers (Sprung in die Vergangenheit) kommen häufig vor. Während des Lesens ist mir aufgefallen, wie gut das Cover gewählt ist, da Carina Kyreleis in Zusammenhang mit ihrer rechtsmedizinischen Tätigkeit als „die Elster“ bezeichnet wird.
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Inhaltlich hat mir Stephanie Feys Thriller sehr gut gefallen. Ich mochte den geschichtlichen Zusammenhang zum Herrhausen-Attentat kurz nach der Wende 1989 und in dem Zusammenhang den (fiktiven) Handlungsstrang um Rosa Salbeck, die ihrerzeit einem DDR-Spitzel verfallen ist und zur Westspionin wurde. Carina Kyreleis als Protagonistin und Erzählperspektive der Jetztzeit blieb für mich im Laufe des Buches recht unscheinbar. Dass sie sich z.B. mit einer leeren Wohnung zufrieden gibt fand ich seltsam, wenn auch nicht unbedingt unsympathisch. Außerdem erging es mir an einigen Stellen im Buch so, dass Unklarheit darüber aufkam, wer oder was wohl gemeint ist. Diesbezüglich in Erinnerung ist mir die Stelle geblieben, als Carina daran denkt wie ihre Schwester sich in der Glyptothek ihr Handy ausgeliehen hat. Ich konnte mich beim besten Willen nicht an ein Ausleihen des Handys erinnern und blätterte zurück. Es stellte sich heraus, dass die Autorin und ich wohl abweichende Interpretationen des Wortes „ausleihen“ haben.

Nichtsdestotrotz ist Stephanie Frey meiner Meinung nach ein lesenswerter Thriller gelungen, den ich gerne weiterempfehle. Das Buch bietet eine runde Story und ein zufriedenstellendes Ende. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass der Spannungsfaktor bzw. der „Unter-die-Haut-geh-Faktor“ nicht besonders hoch ist. Dafür wird dem Leser eine interessante, schlüssige und überraschende Aufklärung des Falles geboten. Das aber eben eher „ruhig“.