Rezension

Für mich hätte es deutlich spannender sein dürfen

Angsthauch - Julia Crouch

Angsthauch
von Julia Crouch

Bewertet mit 3 Sternen

Rose lebt mit ihrem Mann Gareth und den beiden Töchtern Anna und Flossie in einem frisch renovierten Cottage. Nach der stressigen Umbauphase des kleinen Häuschens und der Geburt der kleinen Flossie, soll nun endlich Ruhe in das Familienleben einkehren. Bevor es dazu kommen kann, erhält Rose eine entsetzliche Nachricht: Christos, der Mann ihrer besten Freundin Polly, ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Rose zögert nicht lange, sondern lädt die Freundin und ihre beiden Söhne zu sich ein. Obwohl Gareth starke Bedenken hat, zieht Polly schließlich bei ihnen ein. Gareths Befürchtungen scheinen sich schon bald zu bewahrheiten, denn mit Polly weht ein anderer Wind im Haus. Zuerst sind es nur kleine Missverständnisse, die das Zusammenleben trüben. Doch als es zu einem lebensbedrohlichen Unfall kommt, sieht Rose ihre Freundin mit anderen Augen. Leider muss sie feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, Polly wieder loszuwerden....

Meine Meinung

Das Buch beginnt mit einem sehr kurzen Prolog, der mit der Überschrift "Danach" versehen ist. Diesen knappen Einblick kann man am Anfang der Lektüre natürlich noch nicht einordnen, doch dadurch wird das Interesse an der Erzählung spontan geweckt. Der Einstieg in die eigentliche Handlung gelingt mühelos. Man bekommt Hintergrundinformationen zu Rose und ihrem näheren Umfeld. Dabei erfährt man, dass die Familie gerade dabei ist, die Schwierigkeiten der letzten Zeit, die durch den stressigen Umbau des Hauses und die ungeplante Schwangerschaft von Rose ausgelöst wurden, hinter sich zu lassen. Alles wirkt harmonisch und es scheint so, als ob Rose endlich ihr Familienleben, die Vorteile des renovierten Hauses und die idyllische Umgebung genießen könnte. Doch schon bei der Ankunft von Polly schleicht sich beim Lesen ein ungutes Gefühl ein.

Es gelingt der Autorin hervorragend die Charaktere so facettenreich zu beschreiben, dass man gebannt deren Handlungen folgt und regelrecht mit ihnen mitfiebert. Rose und Polly scheinen so unterschiedlich zu sein, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die beiden bereits von Kindesbeinen an beste Freundinnen sind. Da ist auf der einen Seite Rose, die perfekte Mutter und Hüterin des heimischen Herdes, die sich nur dann wohlfühlen kann, wenn alle zufrieden sind und auf der anderen ist Polly, eine glamouröse Person, deren Welt sich hauptsächlich um sich selbst und ihre Musikkarriere dreht. Ein harmonisches Familienleben gehört sicher nicht zu den Dingen, die Polly wichtig sind und deshalb ist es für sie selbstverständlich, dass Rose sich um ihre Kinder kümmert. Rose wirkt zunächst sehr sympathisch. Doch schon bald hat man das Gefühl, dass sie im Hinblick auf Polly viel zu naiv reagiert. Die Autorin gewährt allerdings Rückblicke in die Vergangenheit der beiden Frauen, sodass man nachvollziehen kann, warum Rose sich so für Polly einsetzt und ihr Familienleben damit in Gefahr bringt. Nicht nachvollziehbar ist allerdings, dass Rose, die nicht nur für ihre eigenen Kinder, sondern auch für die von Polly immer ein offenes Ohr hat, zunehmend dem Alkohol verfällt und dabei keine Rücksicht darauf nimmt, dass Baby Flossie noch gestillt wird. Dieses Verhalten kostet Rose einige Sympathiepunkte und schon bald stellt man sich die Frage, ob Polly tatsächlich versucht, den Familienfrieden zu gefährden oder ob Rose sich das nur einbildet.

Die Spannung baut sich in diesem Buch nur langsam auf. Zunächst hat man deshalb auch nicht das Gefühl, dass man einen Psychothriller lesen würde. Doch das ändert sich bald. Denn erst spürt man nur den Hauch eines mulmigen Gefühls, doch im weiteren Verlauf steigert sich diese Ahnung und so gerät man unbemerkt in den Sog der Erzählung und verfolgt gebannt das böse Spiel. Beim großen Finale überschlagen sich die Ereignisse regelrecht, überraschende Wendungen sorgen auch hier dafür, dass man das Ende kaum vorhersehen kann. Allerdings bleiben einige Fragen ungeklärt, sodass der Abschluss zunächst nicht ganz rund wirkt. Der zwei Jahre später handelnde Epilog gibt allerdings Anlass zu weiteren Spekulationen.

Insgesamt gesehen hat mir das Buch recht gut gefallen, denn ich habe beim Lesen ein mulmiges Gefühl gehabt und deshalb interessiert die Handlung verfolgt. Doch echter Nervenkitzel oder ein beklemmendes Angstgefühl um die Hauptprotagonistin wollten sich bei mir einfach nicht einstellen. Der finale Showdown konnte mich leider auch nicht restlos überzeugen, sodass das Buch auf meiner persönlichen Bewertungsskala nur drei von fünf Bewertungssternen bekommt.