Rezension

Für mich leider ein Satz mit X

Sieben Jahre später - Guillaume Musso

Sieben Jahre später
von Guillaume Musso

Zum Inhalt:

Einst waren Nikki und Sebastian ein glückliches, wenn auch ungleiches Paar. Doch diese Zeiten liegen lange zurück. Jetzt, sieben Jahre später, haben sie nur noch eines gemeinsam: Ihre Abneigung für den jeweils anderen. Lediglich durch ihre gemeinsamen Kinder, die Zwillinge Jeremy und Camille, sind sie hin und wieder gezwungen, sich auszutauschen. Denn Jeremy lebt bei Nikki und Camille bei Sebastian. Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, wo Nikki gar nicht anders kann, als wieder mit Sebastian in Kontakt zu treten. Denn Jeremy ist spurlos verschwunden. Gemeinsam versuchen sie nun, ihren Sohn wiederzufinden…

Meine Meinung:

Nachdem ich im letzten Jahr von “Nachricht von Dir” absolut begeistert war, konnte ich es kaum erwarten, den neuen Roman von Guillaume Musso in den Händen zu halten. Doch leider war das, was beim Vorgänger die Sahnehaube des Buches für mich war, diesmal der Kaffeesatz am Boden, der mir den Genuss gründlich vermiest hat.

In seinem letzten Roman, der für mich der erste des Autors war, konnte er mich mit der Unvorhersehbarkeit der Dinge, den verschlungenen Pfaden der Geschichte und der in kleinen Dosen eingestreuten Liebesgeschichte in den Bann ziehen. Prinzipiell hat sich Musso auch bei seinem neuesten Werk an dieses Schema gehalten. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass er es damit zu gut gemeint hat. Für mich waren es in der Gesamtheit diesmal einfach zu viele Zufälle. Die Geschichte wirkte zu konstruiert, zu absurd und zu übertrieben.

“Nikki …
Nein, das konnte er nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Seit sieben Jahren hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Und außerdem, lieber krepieren, als Nikki Nikovski um Hilfe bitten!” (Seite 26)

Ich habe aber nicht nur Kritik zu äußern. Der Stil des Autors ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Geschichte hat, trotz der Übertriebenheit, ein gutes Tempo – Langweile kommt während des Lesens gewiss nicht auf. Und zwischendurch kommt sogar die Romantik in kleinen Prisen zum Vorschein.

Ein weiterer positiver Aspekt waren für mich Nikki und Sebastian. Aber nicht, weil sie mir so sympathisch waren. Sie haben mich mit ihrer Unausstehlichkeit überzeugt. Sebastian ist ein absolut versnobter Mann, der seine Tochter in einen goldenen Käfig sperrt, sie überwacht und kontrolliert und darüber hinaus null Interesse an seinem Sohn hat. Nikki ist eine Frau, die total verantwortungslos rüberkommt, da sie ihrem Exmann, bittere Scheidung und getrenntes Sorgerecht hin oder her, nichts von den früheren Eskapaden des gemeinsamen Sohnes erzählt hat und es auch ansonsten mit der antiautoritären Erziehung ein wenig zu gut meint. Ich weiß nicht, ob es die Absicht des Autors war, seine Hauptcharaktere so rüberkommen zu lassen, wie ich sie wahrgenommen habe. Für mich war diese Erfahrung aber mal was komplett anderes. Und irgendwie hat mir das, so komisch das klingen mag, gut gefallen.

“Und selbst wenn sie noch nicht wussten, welche Rolle Jeremy in dieser Geschichte spielte, hatte sich das Blatt doch eindeutig gewendet. Nun fürchteten sie nicht mehr nur, ihr Sohn könne verhaftet und ins Gefängnis gesteckt werden, sondern viel mehr, ihn tot aufzufinden …” (Seite 104)

Letztendlich habe ich das Buch nur beendet, weil ich dann doch wissen wollte, wie diese, für mich an den Haaren herbeigezogene, Geschichte endet. Ich wollte wissen, was sich Musso diesmal für des Rätsels Lösung hat einfallen lassen. Aber auch in dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht. Die Auflösung war, wie der Rest, einfach ein wenig too much.

Auf dem Buchrücken ist folgendes Zitat der französischen Zeitung “Le Figaro” zu lesen: »Ein meisterhaft komponierter Thriller mit einer berührenden Liebesgeschichte.« Zu meiner großen Enttäuschung kann ich in beiden Punkten nicht zustimmen. Für mich war “Sieben Jahre später” in vielerlei Hinsicht ein Satz mit X.

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