Rezension

Für mich mehr Abenteuerroman als Liebesgeschichte

Survive - Wenn der Schnee mein Herz berührt - Alex Morel

Survive - Wenn der Schnee mein Herz berührt
von Alex Morel

Janes größter Wunsch ist es, zu sterben. Deswegen plant sie ihren Selbstmord sorgfältig, damit nichts schief gehen kann. Geschehen soll es auf dem Heimflug in die Ferien zu ihrer Mutter. Alles scheint nach Plan zu verlaufen, doch dann stürzt das Flugzeug mitten in den Rocky Mountains ab. Außer Jane überlebt nur ein weiterer Fluggast, Paul,  den Absturz. Auf der Suche nach Hilfe machen sich die beiden auf den Weg durch eine eisige, raue und lebensfeindliche Landschaft. Den Gewalten der Natur mehr oder weniger hilflos ausgeliefert entdeckt Jane, dass es doch Dinge gibt, die das Leben lebenswert machen…

Ich versuche nun schon seit einer ganzen Weile meine Gedanken zu dieser Geschichte aufs Papier zu bringen. Die ersten Versuche scheiterten alle, weil ich einfach ständig das Gefühl hatte, nicht ganz wiedergeben zu können, wie es mir beim Lesen des Buches ergangen ist. Also habe ich angefangen, gewisse Stellen nachzulesen und ehe ich mich versah, hatte ich das Buch innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal gelesen. 

Als ich das Buch begonnen habe, habe ich mich vor allem für die emotionale Entwicklung der Protagonistin, Jane, interessiert. Jane ist ein sehr vorsichtiger Mensch und eine genaue Planung verleiht ihr Sicherheit. Spontanität gehört nicht zu ihren Stärken. Paul ist das genaue Gegenteil. Er ist kein Planer, sondern ein Macher. Während Jane eher vorsichtig ist, ist Paul mutig. Und obwohl die beiden so unterschiedlich sind, ergänzen sie sich sehr gut. Bereits der Klappentext verrät, dass sich Paul und Jane ineinander verlieben. Für meinen Geschmack entstand diese Liebe zu schnell und war dadurch nicht ganz so nachvollziehbar. Andererseits neigt man in extremen Situationen sicherlich auch zu extremen Gefühlen. Gut nachvollziehbar war hingegen Janes Entwicklung. Im Laufe der Geschichte wächst sie über sich selbst hinaus und ihr neu erweckter Lebenswille ist für mich glaubhaft gewesen. Auch wenn die Entwicklung der Protagonisten recht vorhersehbar gewesen ist, so war sie doch stimmig und zur Geschichte passend.

In ihren Bann gezogen hat mich jedoch die Geschichte um das Überleben selbst. Morel schreibt sehr eindringlich und ich habe beim Lesen sehr stark mitgefühlt. Alleine beim Gedanken an seine Beschreibungen der Kälte sowie von Schnee, Sturm und Eis läuft es mir kalt den Rücken runter. Ebenso verdeutlicht er sehr gut diesen Wechsel aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, welcher sich vor allem in Janes Gedanken abspielt. Ich fand es unheimlich spannend mit den beiden Protagonisten durch diese Eiswüste zu wandern und sie bei ihrem Überlebenskampf zu begleiten. Natürlich hat mich dies auch immer wieder zum nachdenken angeregt und ich habe überlegt, wie ich mich wohl in der ein oder anderen Situation verhalten würde und ob auch ich so mutig wäre, wie es Jane und Paul sind. Nachdem anfänglich für mich ja die emotionale Geschichte eher im Vordergrund stand, hat es mich überrascht, wie schnell ich mich für die Abenteuergeschichte in der Geschichte begeistern konnte. Für mich stand somit recht schnell das Abenteuer im Vordergrund und ich habe das Buch auch eher als Abenteuerroman denn als romantische Liebesgeschichte gesehen.

Trotz aller Begeisterung gibt es jedoch einige Stellen, die ich ein wenig übertrieben finde. Der Autor hat Paul manchmal schon fast übermenschlich erscheinende Kräfte zugeschrieben. Für einen normalen Jugendlichen erscheinen manche seiner Aktionen einfach unrealistisch. Auch Morels Erklärung dafür, warum sich die beidem vom Flugzeugwrack entfernen, fand ich etwas halbherzig und nicht völlig überzeugend. Für mich wäre es doch logischer, beim Wrack zu bleiben.  Diese beiden Punkte führen auch zu einem Punkt Abzug in der Gesamtwertung. Kann man über diese Punkte jedoch hinwegsehen, hält man eine spannende Geschichte in den Händen.

Das Ende hat mir gut gefallen, es war zwar ein klein wenig kitschig, insgesamt jedoch stimmig und vor allem realistisch. Auch die Länge der Geschichte hat mir gut gefallen, für mich war sie genau richtig.