Rezension

für Nostalgiker und damit ein Widerspruch in sich

Kennense noch Blümchenkaffee? - Renate Bergmann

Kennense noch Blümchenkaffee?
von Renate Bergmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Online-Omi erklärt die Welt: "Wir hatten früher auch schon eBai. Nur das war ohne Computer, und es hieß Kirchenbasar. Es ist doch so: Bevor man im Händi alles nachschlagen konnte bei diesem Wickipeter, da musste man alles in dicken Lexika nachlesen. Das könnense sich kaum noch vorstellen, was? Wir hatten eins noch von Onkel Hoppe, das war von Brockhaus. Ilse hat angerufen und ich musste Flüsse nachschlagen für ihr Kreuzworträtsel. Als Kirsten Pubertät hatte, war der Band von Pa bis Ri lange verschwunden, und ich habe ihn erst Wochen später unter ihrem Bett gefunden. Ich glaube, sie hat die männlichen Geschlechtsorgane nachgeschlagen. Später haben auch immer die Seiten mit den Unterhosen aus dem Quellekatalog gefehlt. Nee, das Mädel! Aber ich verplaudere mich. Was ich Ihnen sagen möchte ist: Es ist doch schade um die schönen alten Worte und dass die heute keiner mehr kennt. Und dass die jungen Leute nicht mehr wissen, was ein Ferngespräch war, was in eine Aussteuertruhe gehört und wie ein Testbild nach Sendeschluss aussieht, das ist doch traurig! Das muss man denen doch erklären und in eine Art «Wörterbuch» schreiben. Wie sollen sich die Halbstarken sonst mit ihren Großeltern unterhalten? Wissen Se, ich habe Ihnen einfach mal ein paar Begriffe aufgeschrieben, damit Se verstehen, wie ich mir das denke..."

Mein erstes E-Book. Weil ich Renate Bergmnann so mag und eine Schwäche für früher habe. Weil das Buch gedruckt nicht zu haben ist und ich ein unmoralisches Angebot bekam (es kostete nur 1,99 €), habe ich es getan: ich habe mir allen Vorurteilen zum Trotz ein E-Book (aufs Handy) gekauft.

Es wird auch mein letztes sein, ich brauche meine Bücher einfach in Papierform. Mag ja sein, dass es praktisch ist und immer dabei (zumindest auf dem Handy) aber ich habe es sehr vermisst, mir Stellen markieren und das Buch jederzeit an jeder beliebigen Stelle aufschlagen zu können. Und gerade zu diesem Buch passt die Form zweimal nicht, werden doch hier alte Begriffe erklärt, die früher (als es Bücher nur in Papierform gab) jeder kannte. Angefangen bei der Aussteuer, über Badetag, Bandsalat, Diaabend und Leibchen bis zum Zwischengas, um nur einige zu nennen.

Vielleicht hätte sich eine Druckversion nicht gelohnt, denn allzuviel steht nicht drin, aber da gibt es Potential - ich hätte noch ein paar Ergänzungsvorschläge, wie Augenstern, Sommerfrische und Lichtspielhaus.

Daher fällt es mir auch schwer, eine Bewertung abzugeben. Der Inhalt gefällt mir, die Form nicht, besonders, da es früher einfach keine E-Books gab.