Rezension

Für uns macht das Universum Überstunden

Für uns macht das Universum Überstunden - Meredith Walters

Für uns macht das Universum Überstunden
von Meredith Walters

Bewertet mit 5 Sternen

Angesprochen hat mich hier sofort der Titel. Für uns macht das Universum Überstunden klingt so bedeutungsschwanger. Der Klappentext klang dann auch gut, besonders die Tatsache, dass Flynn an Asperger leidet hat mich hier angesprochen. Doch letztendlich hat die Leseprobe oder eher der Prolog mit seinem klasse Einstieg meinen "unbedingt lesen wollen" Impuls ausgelöst.

Zum Inhalt. Ellie McCallum hat es in der Lotterie des Lebens nicht gut getroffen, von der Mutter verlassen, wechselt sie von einer Pflegefamilie zur nächsten. In einer davon lernt sie Dania kennen, die beiden verbünden sich, um denn Annäherungsversuchen ihres Pflegevaters zu entweichen. So kommt Ellie dann auch in ihre Clique unter, diese besteht aus Sex, Drogen und wilden Partys. Flynn kommt neu an die Schule und ist anders, er leidet an Asperger, was den Mitschülern aber egal ist. Sie machen sich über ihn lustig und mobben ihn massiv. Doch irgendwie fühlt Ellie sich zu ihm hingezogen. Sie, die Bindungsprobleme hat und unter Wutausbrüchen leidet, mag den kautzig wirkenden Flynn, der mit seiner ehrlichen Art einen Nerv bei ihr trifft. Doch hat sie viel zu große Angst vor ihrer Clique, so führt ein scheinbar harmloser Streich zu 2 Jahren Jugendhaft und einem noch respektloseren Leben, bis sie nach 6 Jahren Flynn wieder begegnet....

Manche Menschen traten in unser Leben,
stellten es komplett auf den Kopf und verschwanden dann wieder,
ehe wir sie festhalten konnten.
Seite 393

Schon mit den ersten Seiten konnte mich Meredith Walters überzeugen. Ihr Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen, die Worte sind leicht gewählt, doch die Thematik und die damit verbundene Ehrlichkeit oder eher Schonungslosigkeit hat mich öfters schlucken lassen. Wer hier Friede, Freude Eierkuchen erwartet wird enttäuscht. Hier geht es um ganz viele echte Menschen, mit echten Fehler und so einigen Macken. Der Aufbau der Geschichte hat mir sehr gefallen. Der Prolog hat meine Neugier geweckt und der Epilog hat mir feuchte Augen beschert. Dazwischen wird die Geschichte in der Ich-Perspektive von Ellie aus der Gegenwart erzählt, auch mit Erinnerungen an die Vergangenheit. Hin und wieder gibt es Kapitel aus der Sicht von Flynn, diese spielen aber alle in der Vergangenheit, zu der damaligen Schulzeit der beiden.

Das Universum hatte wirklich Überstunden gemacht, um uns zusammenzubringen.
Seite 266

Zu den Charakteren. Ellie ist unsere Protagonistin und alles andere als Sympathisch auf den ersten Blick. Sie und ihre Freunde könnte man als " White Trash" bezeichnen. Da werden wild Drogen eingeworfen, mit jedem geschlafen, der halt gerade da ist und wer ein Problem hat, bekommt ein paar auf die Fresse. Besonders schlimm und nervig fand ich hier Dania, ihre beste Freundin, den diese ist schwanger, ändert aber nichts an ihrem Lifestyle. Das Ellie da nicht so richtig rein passt merkt man schnell, doch leider braucht sie dafür ihre Zeit. Doch es war schon diesen Werdegang zu verfolgen. Flynn leidet an Asperger, dieser Aspekt dominiert seinen Charaktere. Ich habe schon einige Bücher mit Protagonisten gelesen, die an dieser Krankheit leiden und finde die Autorin hat diese hier sehr gut dem Leser näher geführt.

Zur Geschichte. Ellie und Flynn sind wirklich ein ungleiches Paar. Umso berührender fand ich es, mit zu erleben, wie sie sich langsam näher kommen. Wie sehr Ellie sich auf Flynns spezielle Bedürfnisse einlassen kann und dies trotz ihren eigenen Problemen. Schon für einen Menschen, mit einer gesunden Psychische stellt so eine Beziehung einige Probleme da. Und ich fand es so schön zu lesen, wie die beiden aneinander wachsen. Umso schlimmer fand ich die Rückblicke in die Vergangenheit, was die Clique Flynn damals angetan hat. Flynn versteht oft einige zusammenhänge nicht und in manchen Situationen tat er mir so leid. Trotzdem hinterlässt das Buch bei mir einen positiven Nachdruck. Gerade, weil die Charaktere durch ihre Macken und Fehler so authentisch sind und wie sich dann alles fügt.

Fazit:
Eine sehr berührende Geschichte, über ein besonderes Paar.
Die triste und oft schonungslose Kulisse hat der Geschichte genauso wie die Charaktere mit ihren Macken und Fehler Authentizität verliehen.
Den Werdegang der beiden und die zarten Annäherungsversuche haben mir sehr gut gefallen.
4,5 Sterne