Fürchte dich vor dem Knochensammler!
Bewertet mit 4 Sternen
Der Knochensammler geht auf die Suche nach neuen Trophäen für seine grausame Sammlung. Sein nächstes Opfer ist der sechsjährige Jakey, der an einer Knochendeformation leidet und für den Knochensammler wertvoller ist, als alles, was er bisher errungen hat.
Eine – wie ich finde – einzigartige Handlung steckt in diesem Thriller. Fiona Cummins schreibt über eine morbide Thematik, die extrem unter die Haut geht, aber auch fasziniert. Dennoch erfährt der Leser wissenswerte und traurige Dinge, wie zum Beispiel die Krankheit unter der Jakey leidet. Mich hat das Schicksal von Jakey (aber auch von Clara) sehr gerührt. Hiermit macht Cummins auf ein Leiden aufmerksam, dass nur knapp 600 Menschen auf der Welt betrifft. So selten es auch ist, so grausig ist das Leben der Betroffenen doch.
In „Der Knochensammler – Die Ernte“ tauchen viele verschiedene Charaktere auf, die unmittelbar miteinander verbunden sind: Jakey und seine Eltern, Clara, die zuerst entführt wird, sowie ihre Familie, DS Etta Fitzroy (plus Freund und Schwester), der Knochensammler und seine Frau. Außerdem lernt man in Rückblenden schon verstorbene Personen kennen. Anfangs war es ein bisschen schwierig, sich auf viele Personen zu konzentrieren und nicht den Überblick zu verlieren. Sobald man aber in den jeweils einzigartigen Verhaltensweisen und Schicksalen dieser Charaktere drin war, gelang es, sich in jeden einzelnen hineinzuversetzen. Überwiegend waren die Handlungen der Personen nachzuvollziehen, am Ende jedoch, häuften sich impulsive und nicht gut überlegte Entscheidungen. In diesen Momenten konnte ich den Kopf vor Leichtsinn nur schütteln und hoffte, dass die Entscheidungen auch die Richtigen waren.
Fiona Cummins Schreibstil ist typisch für einen Thriller. Er lässt die Geschichte sehr kurzweilig wirken. In brenzligen Situationen ist er schnell, aber konzentriert, wohingegen er in ruhigen Momenten distanziert wirkt.
Der Titel „Der Knochensammler – Die Ernte“ hört sich brutal an. Der Tatsache, dass ein kranker Mann Knochen sammelt und es als „Ernte“ bezeichnet wird, fehlt es an persönlichem, subjektivem Bezug. Die „Ernte“, also die Menschen, die vom Knochensammler gefangen gehalten werden, um dann in seiner Sammlung zu landen, werden depersonifiziert. Ungeachtet dieser Tatsache, lässt mich der Untertitel „Die Ernte“ stark auf einen zweiten Teil hoffen; Möglicherweise „Der Knochensammler – Die Jagd“ oder „Der Knochensammler – Das Vermächtnis“?!
Fiona Cummins liefert mit „Der Knochensammler – Die Ernte“ einen Thriller, der wirklich unter die Haut geht. Zum einen überzeugt er durch eine verdichtete, nie an Spannung verlierende Handlung, zum anderen rührt einen das Schicksal der erkrankten Personen im Buch enorm.
Eine absolute Leseempfehlung für Thriller-Freunde, die nicht schnell geschockt werden.