Rezension

Fürchte nicht die Rache des Wolfes, hör auf deine Instinkte.

Des Menschen Wolf - Apostolos Doxiadis

Des Menschen Wolf
von Apostolos Doxiadis

Bewertet mit 5 Sternen

Einen spannenden Rache-Thriller versprach der Rückentext von "Des Menschen Wolf" und trat erst einmal drei Schritte zurück.

Der Leser bekommt die Geschichte des New Yorker Mafiabosses, der sich am Mörder seines Sohnes rächen will, indem er dessen drei Söhne jeweils im Alter von 42 Jahren umbringen lassen will, von einem alten Mann in zwei Nächten erzählt. Man hört also entspannt zu, wie diese Söhne (der jüngste ist gerade mal 13 Jahre alt, als diese Maledizione ausgesprochen wird) heranwachsen, ihr Leben leben und versuchen, einer nach dem anderen, ihrem Schicksal zu entgehen. Die Story zieht sich über die Anfänge bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Der Älteste, Al, versucht mit Reichtum einen Schutzwall um sich zu bauen, ist aber zu gierig und läuf somit in die Falle, die sein Leben beendet. Der zweite Bruder Nick probiert es mit Berühmtheit und macht Karriere in Hollywood, verspielt dieses Blatt und scheitert schließlich an seiner Eitelkeit. Und nun ist Leo, der jüngste der Drei dran.

Leo ist ein Lebemann und ein Weiberheld. Er nimmt die drohende Gefahr aber ernst und denkt darüber nach, wie er ihr entkommen kann. Da trifft er eines Tages einen Mann, der schnell sein Vertrauen genießt, dem er alles erzählt und der ihm den Vorschlag macht, ein anderer Mensch auf einem anderen Kontinent zu werden und somit unterzutauchen. Er hilft ihm dieses "Kunststück" zu vollziehen und ist danach auch seine einzige Verbindung zu seinem alten New Yorker Leben.

Der Erzähler (wir erinnern uns, der alte Mann!) berichtet uns aber auch von dem Menschen, der damit beauftragt wurde, diese Morde zum rechten Zeitpunkt zu begehen, welche Schwierigkeiten er dabei überwinden muss und wie er die Jahre zwischen den Morden verbringt. Er heißt bezeichnender Weise Lupo und ist damit der titelgebende Wolf.

Die Kapitelabschnitte sind symbolhaft mit drei Männchen (oder einem Wolf, aber auch ein Krokodil, und dann war da noch ein Mikro) gekennzeichnet, von denen dann, nach erfolgreicher maledizione, erst eins, dann zwei "kopfstehen". Die Piktogramme lassen erahnen, was als nächstes passiert, verraten aber nicht wie.... und dieses Wie ist brillant.

Doxiadis lässt aber erst im Rahmen dieser geschachtelten Erzählung "die Bombe platzen" und offenbart dort erst den eigentlichen Thriller, dem wir mit ruhigem Herzschlag über so viele Seiten, vermeintlich wissend, gefolgt sind, weil wir Fragen hatten und staunten über die Antworten.

Raffinierte Geschichte, großartig erzählt, mit viel Unterhaltungswert.