Rezension

Gaito Gasdanow: Das Phantom des Alexander Wolf

Das Phantom des Alexander Wolf Gasdanow, Gaito

Das Phantom des Alexander Wolf
von Gaito Gasdanow

Nachdem Gaito Gasdanow in seiner Heimat Russland in den 90er Jahren wiederentdeckt wurde, veröffentlichte nun der Hanser Verlag den ersten Roman (in Originalsprache 1947 erschienen) des Autors in deutscher Übersetzung: „Das Phantom des Alexander Wolf"

Als 15-Jähriger meldete sich Gasdanow freiwillig zum Militär und kämpfte im Bürgerkrieg mit. Dann floh er erst nach Konstantinopel, dann nach Paris, wo schätzungsweise über 50.000 russische Emigranten Zuflucht suchten. Er lernte das harte Emigrantenleben kennen, schuftete als Lokomotivwäscher und Lastträger im Hafen, war teilweise obdachlos und arbeitete schließlich nachts als Taxifahrer, um tagsüber Vorlesungen besuchen zu können.

Ab 1926 tauchten die ersten Erzählungen des Autors auf. Auch im Exil schrieb er russisch.

Mit dem in den Feuilletons viel zitierten ersten Satz des Romans: „Von allen meinen Erinnerungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe." wird die Geschichte des Ich-Erzählers eingeleitet. Er erinnert sich an den russischen Bürgerkrieg, in dem er einen jungen Mann erschoss und mit seinem Pferd floh. Jahre später entdeckt er in einem Buch eine Geschichte, in der sein Erlebnis so detailliert beschrieben wird, dass er keine Zweifel mehr daran hat, dass sein vermeintliches Opfer noch lebt. Während er nach dem Autor sucht, lernt er Jelena kennen und verliebt sich in sie.

Gasdanow erzählt hier die Geschichte eines Mannes, der sich nach Jahren mit einer Realität konfrontiert sieht, die er nicht mit seinen starken, ihn ausfüllenden Erinnerungen vereinbaren kann. Ein stiller Streit, ein Krieg bricht aus zwischen den Protagonisten – um die Frage, ob das Schicksal zwingende, unabänderliche Entscheidungen trifft, um die Stärke des Todes und die Rolle des Menschen. Ein spannender, bis ins Kleinste durchdachte Roman, der es mit seinem Ende schafft, den Leser zu überraschen und gleichzeitig den letzten Baustein auf ein perfekt konstruiertes Werk zu setzen.