Rezension

Ganz anders als man aufgrund der Beschreibung vermutet hätte

Cambridge 5 - Zeit der Verräter - Hannah Coler

Cambridge 5 - Zeit der Verräter
von Hannah Coler

Beschreibung:
Das faszinierende Debüt einer deutschen Autorin, die u.a. von der BBC und dem ZDF als historische Expertin gefragt ist. Cambridge ist ein Ort der Spione. Hier werden Freundschaften geschlossen und verraten. Der charismatische Geschichtsprofessor Hunt weiß das nur zu gut, seine Freunde von einst sind schon lange keine mehr. Vielleicht interessiert er sich deshalb so für die Promotion der deutschen Studentin Wera, die fasziniert ist von der Spionagegruppe der »Cambridge 5«: Fünf Studenten, die sich in den 1930er Jahren vom russischen Geheimdienst anheuern ließen und jahrzehntelang erfolgreich Informationen weitergaben. Diese Zeiten scheinen lange vergangen. Doch dann wird Hunt in einen Mordfall verwickelt. Hat er etwas zu verbergen, oder will man ihm die Schuld zuschieben? Und welche Rolle spielt Wera wirklich? Die Zeit der Spione ist anscheinend noch lange nicht vorbei ...

Die Autorin:
Hannah Coler ist das Pseudonym einer deutschen Historikerin. Sie studierte Geschichte in Cambridge und lehrte an deutschen und britischen Universitäten. Hannah Coler war an zahlreichen Dokumentationen des ZDFs und der BBC beteiligt. Seit 2015 lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von New York. Cambridge 5 – Zeit der Verräter ist ihr erster Roman.

Meine Meinung:
Dürfte man der Empfehlung des Verlages glauben, soll dieses Buch nicht nur ein Belletristisches sein, sondern auch ein (Agenten) Thriller und Krimi. Doch davon ist es leider meilenweit entfernt.

Wir steigen zu Beginn ins Heute ein, auf eine Dinnerparty, die Professor Hunt nur besucht, weil er sich dort sehen lassen muss. Er sinniert über sein Leben, die Vergangenheit und lässt gedankenverloren kein gutes Haar an seiner ehemaligen Freundin Jenny, die ebenfalls dabei ist.
Man mag meine, was für ein Chauvi! Aber er ist noch das Amüsanteste an dem Buch.

In der folgenden Handlung geht es größtenteils um den britischen Doppelagenten Kim Philby und die Arbeit, die die Studentin Wera über seine Person abliefern will. Und das ist überaus ermüdend. Man steigt selbst in die Abhandlung der wichtigen Lebensabschnitte von Philby ein, was sich verständlicherweise wie ein Aufsatz liest. Dadurch gerät die eigentliche Geschichte immer wieder ins Stocken. Spannung kommt hierbei keine auf.

Irgendwann ereignet sich der Mord, aber dass die jetzigen Studenten vielleicht sogar zusammen ermitteln, oder nach einem Agenten in den eigenen Reihen suchen, oder warum derjenige getötet wurde, Fehlanzeige. Alles plätschert dahin. Dabei bleiben auch die Figuren blass, Emotionen sucht man vergeblich.

Wer wirklich alles über Philby erfahren möchte, und sich nicht daran stört, dass das Buch eher wie ein Sachbuch oder Historischer Roman mit viel Recherche und Fakten daherkommt, der ist bestens bedient.
Wer jedoch wenigstens etwas Spannung und den Hauch eines Krimis oder gar Thrillers erwartet, wird schwer enttäuscht sein.
Die Beschreibung des Buches ist irreführend.
Ich kann mir vorstellen, dass die Recherche sehr viel Arbeit gemacht hat, aber das Buch sollte dennoch ehrlich bewertet werden.

Auch das Ende des Buches war nicht zufriedenstellend und und ließ offene Fragen zurück.

2 Sterne für den Beginn, der aber im Verlauf das Niveau nicht annähernd halten konnte.