Rezension

*+* Ganz großes Kino *+*

Der Junge muss an die frische Luft
von Hape Kerkeling

Bewertet mit 5 Sternen

*+* Zu meinem Blogbeitrag "bebildert und in Farbe" geht es hier entlang:
http://irveliest.wordpress.com/2014/12/20/hape-kerkeling-der-junge-muss-... *+*

Liebe Lesefreunde,.
„Hier kommt wieder unser HANNILEIN!“
Das ist meine erste Erinnerung an Hape Kerkeling. Ich war damals in der 6. Klasse, also genau im richtigen Alter, um den kometenhaften Aufstieg meines „Nachbarn“ mitzuerleben. Recklinghausen liegt nur wenige Kilometer von unserem Städtchen entfernt.
Die Identifikation mit diesem netten jungen Mann war so groß, dass Hannilein in diesem Jahr sogar zur beliebtesten Verkleidung beim Klassenkarneval wurde.

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Dermaßen infiziert, verfolgte ich ebenso interessiert wie wohlwollend, wie sich Hape Kerkeling weiterentwickelte und geriet von einer Begeisterung in die nächste.
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Besonders faszinierte mich die spezielle Art des Humors. Lustig und komisch war er, ehrlich, aber nie verletzend oder unfair. Jemanden ernsthaft in die Pfanne zu hauen, wäre für Hape nie infrage gekommen.
Dieses hohe Maß an Niveau, Moral und Überzeugungskraft begeisterten mich ausnahmslos.
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 Was mich schon immer interessierte, war, wieso ist er genauso, wie er ist. Warum schmiedete der Recklinghäuser Entertainer nicht das Eisen, solange es heiß war, so wie man es von eigentlich jedem anderen „Star“ gewohnt ist. Nicht, dass ich mich daran stoßen würde, ganz im Gegenteil.
Ich bewunderte – und tue es immer noch – diese Geradlinigkeit.
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„Es ist ganz wunderbar, ich zu sein!“
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Hape Kerkeling tut die Dinge, weil er sie tun möchte und nicht, weil es von ihm verlangt wird. Diese nicht-marionettenhafte Art mag ich sehr. Rückgrat haben und dieses auch zu zeigen, findet seit Jahren meine Zustimmung.
Hape – unverbiegbar – wunderbar!
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„Der Junge muss an die frische Luft“ gibt tiefe Einblicke in die Kindheit des Hans-Peter Kerkeling. Einblicke, die mich all diese seltenen, sehr positiven Wesensmerkmale verstehen lassen.
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Ich bin dem Autor sehr dankbar für dieses Teilen der Erinnerungen. Hape Kerkeling blickt nicht ganz chronologisch auf seine Kindheit zurück. Es hat mehr etwas von einem imaginären Kaffeeplausch an sich. Als ob er während eines Gespräches von Höcksken auf Stöcksken kommt. Ich lauschte von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.
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 Manchmal wollte ich nur noch eben schnell ein paar Seiten lesen, um dann festzustellen, dass daraus dann doch ein paar zigmal Umblättern geworden ist ;-)
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Ich ließ mich auf buchige Art und Weise an die Hand nehmen und tauchte auch ein stückweit in meine eigene Kindheit ein. Die damaligen Tante-Emma-Läden habe ich ebenso miterlebt wie einige andere Dinge aus der Kindheit des Autors.
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Hape Kerkeling hatte eine sehr turbulente, bewegte Kindheit. Ich bin mir nicht schlüssig, ob er mir wegen seines Schicksals leid tun soll oder nicht. Denn er hatte so ein verflixtes Glück im Unglück….und er erkennt es an! Da liest man kein Gejammere über die schrecklichen Zeiten seines Lebens, nein, er zeigt eher große Dankbarkeit gegenüber allen, die es gut mit ihm meinten und ohne Wenn und Aber für ihn da waren.
Er erkennt, welch großes Fenster sich ihm öffnete, nachdem die Tür verriegelt worden war.
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„Der Weg zum Glück einer Gesellschaft führt einzig über den gegenseitigen Respekt füreinander.“

Das ist für mich wahre Größe!
Nicht nur lamentieren und anderen die Schuld für eigene Unzulänglichkeiten in die Schuhe schieben sondern sein Schicksal anzunehmen und das Beste daraus zu machen.
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Was mich auch sehr beeindruckt ist der Familienzusammenhalt, der bei Familie Kerkeling und anderen Verwandten herrschte. Alleine waren Hape und sein Bruder nie. Es gab immer jemanden, der sich der beiden annahm. Wirklich annahm, nicht nur verwahrte und irgendwie groß werden ließ. Jeder gab alles – so hatte ich den Eindruck – damit es den Jungs an nichts fehlte.
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Herzenswärme en masse, Zusammenhalt, wahre Liebe, Toleranz, der Glaube an das Gelingen, das alles erfuhr Hape in solchem Ausmaß, wie es leider nicht alle Kinder erleben.
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Mein Respekt gilt vor allem seinen beiden Großmüttern, die so unterschiedlich sie auch gewesen sein mochten, nur eins im Sinn hatten: Alles für ihre Enkel zu geben.
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Der Autor blickt trotz des Todes der Mutter voller Dankbarkeit auf diese prägenden Jahre zurück. Er rechnet mit vielen Menschen ab – im positiven Sinne.
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Diese ehrliche, faire Rückschau begeistert mich auch im Nachhinein noch. Nicht nur der Inhalt, auch der Stil ist ganz wunderbar. So wechseln sich herrliche Anekdoten von Moll nach Dur ab, manchmal sind sie auch zu Tränen rührend.
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Selten war bei mir der Wunsch so stark, einen Autor persönlich zu treffen, ihn kennenzulernen und die Hand zu schütteln und einfach mal DANKE zu sagen wie jetzt nach „Der Junge muss an die frische Luft“. Und natürlich auch, um mir ein Buch sowie ein von Hape selbst eingelesenes Hörbuch signieren und mit einer persönlichen Widmung versehen zu lassen!
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Hans-Peter Kerkeling, Sie sind für mich ein schlichter, glamour-armer Mann, der nie abgehoben ist und weiß, wo er herkommt. Ihre verschiedenen Rollen sind schillernd, strange, perfekt….und mit einer glasklaren Abgrenzung zum Privatleben, das Sie weitestgehend vom Medienungetüm fernhalten.

Das alles bewundere ich….und wenn ich Sie wahrscheinlich nie persönlich treffen werde, um Ihnen für die vielen wunderbaren Stunden kluger Unterhaltung vom Feinsten – inklusive dieses Buches – zu danken, möchte ich es wenigstens hier tun:

VIELEN DANK!!!
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[hape 2] .
Zum Buch:
„Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling ist im Oktober 2014 unter der ISBN-Nr. 978-3-492-05700-4 im Piper-Verlag erschienen. Es umfasst 320 Seiten und ist ebenfalls als eBook und als Hörbuch (vom Autor selbst eingesprochen) erschienen.
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Mit »Ich bin dann mal weg« hat er Millionen Leser inspiriert, persönliche Grenzen zu überschreiten. Jetzt spricht Hape Kerkeling über seine Kindheit; entwaffnend ehrlich, mit großem Humor und Ernsthaftigkeit. Über die frühen Jahre im Ruhrgebiet, Bonanza-Spiele, Gurkenschnittchen und den ersten Farbfernseher; das Auf und Ab einer dreißigjährigen, turbulenten Karriere – und darüber, warum es manchmal ein Glück ist, sich hinter Schnauzbart und Herrenhandtasche verstecken zu können. Über berührende Begegnungen und Verluste, Lebensmut und die Energie, immer wieder aufzustehen.
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»Was, um Himmels willen, hat mich bloß ins gleißende Scheinwerferlicht getrieben, mitten unter die Showwölfe? Eigentlich bin ich doch mehr der gemütliche, tapsige Typ und überhaupt keine Rampensau. Warum wollte ich also bereits im zarten Kindesalter mit aller Macht “berühmt werden”? Und wieso hat das dann tatsächlich geklappt? Nun, vielleicht einfach deshalb, weil ich es meiner Oma als sechsjähriger Knirps genau so versprechen musste …«
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Hape Kerkeling, der mit seinem Pilgerbericht »Ich bin dann mal weg« seine Fans überraschte und Leser jeden Alters begeisterte, lädt auf die Reise durch seine Memoiren ein. Sie führt nach Düsseldorf, Mosambik und in den heiligen Garten von Gethsemane; vor allem aber an die Orte von »Peterhansels« Kindheit: in Recklinghausens ländliche Vorstadtidylle und in die alte Bergarbeitersiedlung Herten-Scherlebeck. Eindringlich erzählt er von den Erfahrungen, die ihn prägen, und warum es in fünfzig Lebensjahren mehr als einmal eine schützende Hand brauchte.

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