Rezension

Ganz nett

Im nächsten Leben vielleicht - Mia Sheridan

Im nächsten Leben vielleicht
von Mia Sheridan

Nach den vielen Thrillern in den letzten Tagen brauchte ich mal wieder etwas fürs Herz. Der New Adult Roman Im nächsten Leben vielleicht schien da genau das richtige zu sein: eine amerikanische, dramatische Liebesgeschichte voll mit willkommenem Kitsch und einem durch und durch amerikanische Ende.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Ich-Perspektiven von Tanleigh und Kyland erzählt, die beide ihre Gründe haben, warum sie sich nicht auf eine Liebesbeziehung einlassen möchten. Kyland hat sich fest vorgenommen, ein Stipendium zu ergattern und in weniger als sechs Monaten sein altes Leben hinter sich lassen zu können. Ein ärmliches Leben in einem Bergarbeiterort, ein Leben, das ihm bereits seinen Vater und seinen Bruder genommen hat. Und auch Tanleigh möchte dieses Stipendium unbedingt, um sich und ihrer Schwester Marlo ein besseres Leben ermöglich zu können und um für ihre psychisch kranke Mutter besser sorgen zu können. Sie beide sehenen sich danach, diesen Ort hinter sich lassen zu können, und sie beide sehen sich gleichzeitig nacheinander - obwohl das eine nicht mit dem anderen einhergehen kann.

"Ich lehnte mich an unseren Wohnwagen und folgte ihm mit meinem Blick, bis er nicht mehr zu sehen war. Kyland Barrett war vollkommen anders, als ich bisher angenommen hatte. Was ich als verwirrend und beglückend, doch vor allem als in höchstem Maß beunruhigend empfand."
(Seite 26)

Der Plot bietet nicht viel Neues, wie schon erwähnt empfand ich die ganze Geschichte - das Ende eingeschlossen - als sehr amerikanisch. Obwohl ich gerade wirklich in der Stimmung für einen leichten und gleichzeitig traurigen New Adult Roman war, war es mir zwischendurch etwas zu viel. Zu viel Kitsch, zu viel Drama, zu viel Pathos. Zwischendurch wirkte die Geschichte einfach überkonstruiert und mir haben ein paar neue, frische Ideen gefehlt. Im nächsten Leben vielleicht bietet ein paar angehme Lesestunden, was die Geschichte angeht, aber nichts wirklich Originelles oder Überraschendes.

Der Schreibstil ist okay. Er lässt sich die meiste Zeit über flüssig lesen, wird mir aber oft zu pathetisch und kitschig und einige Formulierungen wiederholen sich einfach zu oft. Ständig werden die Augen weit aufgerissen, ständig wird ein leises Lachen ausgestoßen, ständig wird verwirrt geblinzelt, und so weiter. Auch die Dialoge wirken etwas zu bemüht, vor allem das ewige "Tanleigh..."-"Kyland..."-Gestöhne wird auf Dauer etwas nervig. Abgesehen davon lässt es sich recht zügig lesen.

Ich war recht schnell durch mit Im nächsten Leben vielleicht, was vielleicht auch an dem geringen Umfang von nur 328 Seiten liegt, aber lange im Gedächtnis bleiben werden mir die Figuren und ihre Geschichten nicht. Es ist nettes Lesefutter für zwischendurch, ein kurzweiliger, kitschiger, leicht erotischer Happen für einen Abend, aber mehr leider nicht.

(c) Books and Biscuit