Rezension

Ganz nett für zwischendurch, aber den Hype darum verstehe ich nicht

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung:
Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.

Meinung:
Nachdem ich lange um das Buch herumgeschlichen bin, habe ich mich nun auch ans Lesen gewagt. Der Klappentext klingt ja eigentlich nach einer ganz lustigen Geschichte und die vielen positiven Bewertungen haben schon eine gewisse Erwartungshaltung in mir geweckt.

Umso enttäuschter war ich, als ich merkte, dass mich die (vermeintlich) humorvollen Szenen nicht wirklich packen konnten. Es ist nicht alltäglich, manchmal auch ein bisschen skurril und abgedreht, aber mehr als ein müdes Lächeln wurde bei mir kaum geweckt.  Und auch die emotionale Komponente kam mir, vor allem in der ersten Hälfte, viel zu kurz. Da gab es genau eine Szene, die mich wirklich berührt hat, der Rest plätschert schon fast etwas steril vor sich hin. In der zweiten Hälfte hatte ich mich dann daran gewöhnt und fand es zumindest auf der emotionalen Ebene ein bisschen besser, wahrscheinlich auch weil Don ins Nachdenken kommt und beginnt sich zu ändern, aber wirklich umgehauen hat es mich immer noch nicht.

Don ist natürlich ein spezieller Charakter, den man so wohl noch nicht oft getroffen hat. Er ist knochentrocken, analasiert und plant alles genau und toleriert keine Abweichungen. Ich fand ihn auch gar nicht unsympathisch. Er ist eben so, wie er ist und man hat einen ganz guten Einblick bekommen, dass er dies nicht macht um andere zu ärgern, sondern weil er einfach etwas anders gepolt ist. 

Die anderen Charaktere waren ganz ok, aber auch nicht weltbewegend. Also hängen bleiben wird davon keiner und vor allem sein bester Freund Gene ist mir mit seiner extrem sexbezogenen Art richtig auf die Nerven gegangen. 

Der Schreibstil ist durch Dons wissenschaftliche Art schon etwas Besonderes. Manchmal wird einiges ein bisschen hochtrabend ausgedrückt, aber das passt zur Handlung und stört den Lesefluss kaum. 

Ganz schön fand ich dass man auch als Leser manchmal ins Nachdenken kommt und man sich auch teilweise selbst ein bisschen wiedererkennen kann.

Fazit:
Ganz ehrlich, ich verstehe den Hype um dieses Buch nicht. Es ist durch den speziellen Protagonisten nicht alltäglich, dafür aber doch vorhersehbar. Die humorvollen Szenen fand ich leider selten wirklich lustig und auf der emotionalen Ebene ist es auch nicht immer einfach. Der Schreibstil hebt sich durch die wissenschaftliche Art etwas ab, lässt sich dabei aber trotzdem noch gut lesen und manche Szenen besitzen einen schönen Widererkennungswert. Aber mehr als eine nette Geschichte für zwischendurch war das Rosie-Projekt für mich nicht.