Rezension

Ganz nett, muss man aber nicht gelesen haben.

Cassia & Ky 01. Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Cassia lebt in einer perfekt durchgeplanten Gesellschaft. Die Kontrolle geht sogar so weit, dass die Jugendlichen im Alter von 17 Jahren "verpartnert" werden, will heißen, die Regierung bestimmt, wer mit wem eine Beziehung eingeht. Lebenslang natürlich. Auch für Cassia ist es so weit, ihr "Paarungsbankett" steht bevor und sie freut sich riesig auf ihren neuen Lebensabschnitt. Das Glück ist ihr hold, sie wird mit ihrem langjährigen Freund aus Kindertagen Xander verpartnert. Doch als sie sich am nächsten Tag den Mikrochip mit den gespeicherten Daten über Xander ansehen will, erscheint plötzlich ein anderes Gesicht auf dem Monitor. Nicht das von Xander, sondern das von Ky, einem Nachbarjungen, den Cassia flüchtig kennt. Was ist passiert? Ist es ein Fehler gewesen? Von offizieller Seite wird ihr versichert, dass es sich um ein Versehen handele und Xander der einzig wahre Partner für Cassia sei. Obwohl Cassia nun wieder in ihre alte Sicherheit gleiten könnte, will ihr Ky einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Was, wenn die Gesellschaft doch nicht so perfekt und durchgeplant ist?

Meinung:

Also, ich sag es mal so: Das Buch ist ganz nett, aber mehr auch nicht. Warum es nun so große Begeisterungsstürme entfacht hat, erschließt sich mir nicht. Gut, aber ich gehöre wahrscheinlich auch nicht mehr ganz zur Zielgruppe.

Der Schreibstil ist ziemlich süffig, das Buch liest sich zügig und angenehm. Ich konnte mich gut in Cassia hineinversetzen, in ihre anfängliche Begeisterung für ihren "großen Tag", die Freude über ihre gemeinsame Zukunft mit Xander und ihre anschließende Verwirrung, als sie plötzlich ein ganz anderes Gesicht auf dem Monitor erblickt. Auch die Szenen mit Cassias Großvater haben mich sehr berührt!

Doch ab einem gewissen Zeitpunkt fing die story dann für meinen Geschmack an abzudriften. Viel zu oft fragt sich Cassia plötzlich, welche Farbe denn Kys Augen nun wirklich haben, wie sie im Licht schimmern etc. Und ICH frage mich: Wozu ist denn nun der ganze dystopische Rahmen notwendig, um das Drama zwischen Vernunftbeziehung (Xander) und Herzensbeziehung (Ky) zu entfalten? Sicher, der dystopische Hintergrund dient dazu, deutlich zu machen, welchen Wert es hat, sich selbst entscheiden zu können und seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Wie wichtig Kreativität und Freiheit sind - auch die Freiheit, Fehler zu machen. Aber ganz ehrlich? DAS war mir dann doch zu wenig, um der Geschichte gebannt zu folgen. Über die Gesellschaft und ihre Hintergründe wird viel zu wenig gesagt: Wie hat sich die Gesellschaft entwickelt? Und vor allem: Warum haben alle Menschen mitgemacht, wenn das Leben dann so sch*** ist??? Für mich gab es zu viele Fragen und Logiklücken, um mich wirklich auf das Gesamtpaket einlassen zu können.

Zudem sind die Charaktere ziemlich flach, als Ausnahme würde ich da nur Cassia sehen, denn immerhin wird aus ihrer Perpektive alles erzählt. Und der Autorin gelingen durchaus gefühlvolle, fast schon poetische Momente, aber letztlich bietet das Buch für mich zum Großteil eine Liebesgeschichte, die nicht mal besonders originell ist, und viel zu wenig Gesellschaftskritik.

Das Ende ist dann auch ziemlich vorhersehbar und brachte für mich keine Überraschung.

Fazit:

Das Buch konnte mich leider zu keinem Zeitpunkt fesseln - andererseits hatte ich aber auch keine Mühe, es wieder zur Hand zu nehmen. Die Geschichte ist ganz nett, der Schreibstil angenehm, aber alles in allem fand ich das Buch nur durchschnittlich. Das große Thema ist hier nicht die Dystopie, sondern ein Liebesdilemma: Vernunft oder Herz? Ich hätte es lieber andersherum gehabt: weniger Herzschmerz, dafür ordentlich Gesellschaftskritik. Für mich ist die Reihe hier zu Ende.

3 von 5 Sternen