Rezension

Ganz nette Liebesgeschichte, doch ich hatte mehr erwartet

Das Auge von Licentia - Deana Zinßmeister

Das Auge von Licentia
von Deana Zinßmeister

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jonata lebt mit ihrer Familie in der Mittelaltersiedlung Licentia. Smartphones, den Supermarkt um die Ecke, all das kennt sie nicht, ahnt noch nicht mal von deren Existenz. Und schon gar nicht weiß sie, dass „Licentia“ in Wahrheit eine Fernsehshow ist, und die ganze Welt ihr und den anderen Bewohnern Licentias zusieht – jeden Tag, schon seit Jahren. Erst, als sie auf Tristan trifft, einen Jungen aus dem verfeindeten Clan der Wolfsbanner, kommen die Lügen und Geheimnisse ihres Dorfs langsam ans Tageslicht, und Jonata wird für manche Dorfbewohner zu einer Bedrohung …

Nach dieser Buchbeschreibung hatte ich ein spannendes Versteckspiel mit der Wirklichkeit und dem vorgetäuschten „ Mittelalter“ erwartet, in dem die Geheimnisse teilweise entdeckt werden.

Doch der Fokus lag eindeutig auf der Liebesgeschichte zwischen Jonata und Tristan. Diese wurde zwar einfühlsam, mit einiger Dramatik und durchaus lesenswert beschrieben, doch der erwartete Konflikt zur realen Welt draußen blieb weitgehend aus und auch die Beschreibungen des Lebens in der mittelalterlichen Welt waren nicht so ausführlich wie von mir erhofft. Außerdem gab es für mich einige unlogische Aspekte, z.B wieso ein solches Dorf vollkommen autark sein konnte und solche Gegenstände wie Bücher trotzdem im Gebrauch waren. Auch dass die seit 10 Jahren im Dorf lebenden Jugendlichen, inzwischen 16jährig, keinerlei auch nur vage Kindheitserinnerungen an die Zeit vor Licentia hatten, erschien mir recht unwahrscheinlich.

Der Schreibstil war leicht und unkompliziert, einem Jugendbuch angemessen, die kurzen Kapitel machten es leicht und angenehm lesbar. Auch war die Liebesgeschichte sehr schön geschildert, mit einigen dramatischen Elementen. Die kurzen Einschübe mit Korrespondenzen aus dem Sender boten Abwechslung und ließen die Realität durchblitzen. Am Ende blieben einige Fragen offen (vielleicht in Hinblick auf eine Fortsetzung). Für mich gab es zu viel unlogische Aspekte und zu viel verschenktes Potenzial um mehr als 3,5 Sterne zu vergeben.