Rezension

Gefährliche Seilschaften

Die Hetzjagd - Mattias Gerwald

Die Hetzjagd
von Mattias Gerwald

Bewertet mit 4 Sternen

Augsburg, 1518: Ein blutiger Anschlag auf den Reichstag, dem auch Kaiser Maximilian und Martin Luther beiwohnen, erschüttert die sonst so friedliche Stadt. Zwischen Machtgier, Gewalt und dem aufkommenden Chaos gerät der Buchmaler Narziss Renner unschuldig in ein Netz aus Intrigen und Verrat: Eines seiner Bilder zeigt angeblich einen Mord, den er selbst begangen haben soll. Kann seine Verlobte Agnes, in deren Herberge mächtige Fürsten geheime Treffen abhalten, an Informationen gelangen, die ihren Geliebten retten? Oder führt die blutige Fährte, auf die sie stößt, geradewegs in den Abgrund?

 

Augsburg, 1518: Der Buchmaler Narziss Renner, Protagonist des Romans, ist im Auftrag der Markgräfin Susanna von Bayern in Ansbach tätig, um ein Andachtsbuch auszumalen, wird nach Augsburg zurückgerufen, da es seinem Vater gesundheitlich sehr schlecht geht und die Offizin der Buchmaler von Vikar Felix übernehmen, der bei einer Hetzjagd aus ungeklärter Ursache zu Tode kam. Als er in seine Mansarde zurückkehrt, erwartet ihn eine böse Überraschung, ein Mörder lauert ihm auf…

Narziss Renner, mit Leib und Seele Buchmaler,  gerät immer tiefer in den Strudel von Intrigen und Hinterhalten, wird ihm doch vorgeworfen, den Vikar selbst ermordet zu haben. Narziss Freundin ist jedoch genauso wie Gespaart Dollfuss, einer vom Rat eingesetzter Ermittler, von Narziss Unschuld überzeugt und sie setzen alle Hebel in Bewegung um dessen Unschuld zu beweisen. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf mysteriöse Machenschaften des Ordens der Schwanenritter….

Der Roman vermittelt in seiner ganzen Bandbreite die damalige Aufbruchsstimmung der Reformationsbewegung  um Martin Luther, dessen Aufruf nach Reformen den damaligen Nerv der Zeit traf. Den Bauern und Handwerkern waren die immer höher werdenden Abgaben an den Klerus  ein Dorn im Auge, ebenso wie die anderen Missstände in der Kirche. Gleichzeitig beschreibt der Autor die machthungrigen Schwanenritter, die nicht nur religiöse Ziele vor Augen hatten, sondern auch versucht haben, den Adel an sich zu binden umso gegen die Reformation zu steuern.

Der Schreibstil des Romans ist flüssig, leicht lesbar und spannend geschrieben. Der Spannungsbogen steigt zu Beginn an, flacht während der Ermittlungsarbeiten ein wenig ab und zieht zum Ende hin nochmal an. Die Charaktere neben dem Protagonisten Narziss  sind außer Gespaart Dollfuss eher durchschnittlich, Gespaart ist für seine Zeit kreativ, beobachtet gut und ist sehr wortgewandt. Der Autor beschreibt sehr bildhaft das Geschehen der damaligen Zeit, zeichnet ein gut erkennbares Bild über die Buchmaler und die gesellschaftlichen Strukturen.

Der Roman hat mir gefallen. Er hinterließ  bei mir neben der Spannung der Handlung zugleich einen  Eindruck über die damalige Zeit. Es ist mein erstes gelesenes Buch des Autors, dem sicher  weitere folgen.