Rezension

Gefährliches Helgoland

Sturmfeuer - Tim Erzberg

Sturmfeuer
von Tim Erzberg

Bewertet mit 3 Sternen

Der 10-jährige Nils verschwindet bei einer Segelbootregatta vor der Küste Helgolands von einem Boot. Eine Suchaktion bleibt leider ohne Ergebnis, der Junge taucht nicht wieder auf, nur seine Rettungsweste und das Boot werden gefunden. Kurze Zeit später wird unterhalb der Klippen ein toter Mann gefunden, der Vater von Nils. Die Polizei und das LKA vermuten hier einen Unfall oder Selbstmord, doch Inselpolizistin Anna Krüger vermutet, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben. Sie beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und eine Verbindung zu suchen. Um das Motiv zu finden, bringt sie sich dabei selbst in Gefahr und stößt bei ihrer Suche auf Geheimnisse, die schon sehr lange zurückliegen und immer noch verborgen bleiben wollen. Wird es ihr gelingen, den Fall aufzuklären?

Tim Erzberg hat mit seinem Buch „Sturmfeuer“ den zweiten Kriminalroman um seine Ermittlerin Anna Krüger vorgelegt, der ebenfalls auf der Insel Helgoland angesiedelt ist. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch, schon gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge spannender dramatischer Ereignisse, die einen regelrechten Sog entwickeln. Die Handlung wird zwar in der Gegenwart erzählt, jedoch findet sich am Ende eines jeden Kapitels ein Abschnitt in kursiver Schrift, der den Leser über die 40er Jahre des vergangenen Jahnhunderts und die damaligen Geschehnisse informiert. Diese Passagen geben erst nach und nach gleich einem Puzzle Dinge Preis, die den Leser erst am Ende das ganze Ausmaß der gegenwärtigen Tat verstehen lassen. Der Autor weist mit spannender Dramaturgie und einer düsteren Stimmung gut mit dem Empfinden des Lesers zu spielen, macht dies aber wieder nichtig durch unzählige Wiederholungen.

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und werden durch ihre individuellen Eigenheiten lebendig. Anna Krüger ist eine etwas schwierige Persönlichkeit, die man nicht auf Anhieb sympathisch findet. Dauerhaft unter Migräne leidend, der sie auch noch einen persönlichen Namen verpasst hat, handelt sie oft unvernünftig und entgegen der Norm, was sie häufig in eigene Gefahr bringt. Sie ist unkonventionell und macht zu viel im Alleingang. Ihr Vorgesetzter Paul ist ein recht sympathischer Typ, allerdings ist auch er nicht vor Fehlern gefeit, weswegen ihm der ein oder andere große Fehler unterläuft. Saskia ist die Neue im Team, soweit man davon überhaupt sprechen kann. Sie wirkt auf den ersten Blick recht naiv und oberflächlich, hat aber auch eine andere Seite, die ebenfalls nicht gerade sympathisch ist. Einzig Nele, Annas beste Freundin, die sich als Prostituierte verdingt, ist ein Lichtblick in der Schar der Protagonisten. Weitere Protagonisten wie etwa die Familie des Toten sind undurchsichtig und geben gleich von Beginn an gute Verdächtige ab.

„Sturmfeuer“ ist ein solider Kriminalroman, der unterhält, aber mehr leider auch nicht. Vieles ist nach kurzer Zeit vorhersehbar, leider auch der Täter. Für den Urlaub und als Lückenfüller geeignet, aber nicht der große Wurf. Eingeschränkte Leseempfehlung.