Rezension

Gefällt sicher nicht jedem

STILL
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 3.5 Sternen

Du- Du bist nur 2 Wochen verschwunden gewesen, aber als du zurück kamst, war alles anders. Das ist jetzt 6 Jahre her, seitdem hast du geschwiegen.

Ich- Ich bin ein Vater, dessen Tochter ebenfalls verschwunden ist. Ich suche sie, will sie endlich finden. Auch wenn mein Weg zu ihr sehr ungewiss ist.

Sie- Sie sind die Jäger, 4 Männer. Sie suchen lange nach ihrer Beute, damit sie im Winter auf die Jagd gehen können. Das ist schon seit Generationen so. Aber manchmal wird die Beute auch zum Jäger.

Meine Meinung

Du- Ich- Sie - Das sind die jeweiligen Kapitelüberschriften. Anfänglich hat mich das etwas irritiert, ich musste mich erst einmal einlesen. Aber auch das war nicht so einfach, denn ich hatte ständig das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, etwas fehlte. Und ich hatte Recht.

Der Hauptprotagonist ist ein verzweifelter Vater, der nichts unversucht lässt, um seine Tochter wieder zu finden. Er gibt die Hoffnung nicht auf. Dafür wechselt er sogar seine Identität und sucht den Kontakt zu den Männern, die seine Tochter entführt haben. Sein Vorgehen ist dabei sehr vorsichtig, denn Fehler kann er sich nicht erlauben.
Es wird hier sehr genau beschrieben, sein Tun und Handeln, die Recherche, seine Gedanken dabei. Und obwohl man ihm so nahe ist, weil die "Ich"-Kapitel überwiegen und entsprechend in der Ich-Perspektive geschrieben sind, ist es doch irgendwie anonym und emotionslos. Trotzdem ging es mir auch nahe, was er für Bemühungen und Anstrengungen auf sich nimmt. was er sich selbst abverlangt, um jemand zu sein, der er eigentlich nicht ist.
Der Schreibstil entspricht dem, was ich schon von Drvenkar gelesen habe, kalt und ohne Emotionen, einsam und distanziert, und dabei doch fesselnd. Und wieder schafft er es, dem Ganzen plötzlich einen Dreh zu geben, auf den ich förmlich von Anfang an gewartet hatte, dieses Gefühl, dass da etwas nicht stimmt.

Unterm Strich

Genau dieses Anonyme, das nicht Ausgesprochene, im Hintergrund Widerwärtige, das fesselt mich bei diesem Thriller. Entweder man mag seinen Stil oder eben nicht, dazwischen gibt es nichts.