Rezension

Gefangen

Cloud
von Claudia Pietschmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit sechzehn ist das Leben schon mal von Natur aus nicht einfach. Die Eltern brauchen ewig, bis sie erwachsen werden und außer einem selbst ist sowieso niemand vernünftig. Emma ist gerade in diesem undankbaren Alter, doch ihre Probleme sind sogar größer als die der meisten anderen. Vor wenigen Monaten ist ihr kleiner Bruder Ethan gestorben, und in ihrer Trauer und Verzweiflung ziehen ihre Eltern mit ihr in ein Smart Home, ein Haus, in dem alles über Computer gesteuert wird, auch und gerade die Sicherheit. Emma hat das Gefühl, mit niemandem reden zu können; desto mehr freut sie sich, als sie in einer Facebook-Trauergruppe Paul kennenlernt. Paul versteht genau, was sie durchmacht, er hört ihr zu, er ermutigt sie, mit jemandem zu reden und auch wieder mit dem Laufen anzufangen. Doch nach und nach wird Pauls Fürsorge immer aufdringlicher, und dann erfährt Emma etwas über ihn, das sie nie erwartet hätte und sie in Lebensgefahr bringt.

Emmas Hin- und Hergerissenheit war gut dargestellt, auch wenn ich manche ihrer Reaktionen als zu naiv und konstruiert empfand. Aber die Gefahr, sich Fremden im Internet anzuvertrauen, wird gut beschrieben und es ist nicht das, was die meisten erwarten werden. Mir gefiel, wie Emmas Verzweiflung greifbar wurde, aber ihre Freunde waren mir ein bisschen zu sehr Klischee. Die hippe beste Freundin, der (total heimlich) in sie verknallte beste Freund, der so glatt und rund war, dass er als Buslenkrad durchgehen könnte. Trotzdem mochte ich das Buch größtenteils, es war spannend geschrieben und leicht zu lesen, und wäre es nicht gar so konstruiert, hätte es richtig großes Kino sein können. 3,5/5 Punkten.