Rezension

Gefühls-Lese-Chaos

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Lou & Will. Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt. Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird. Eine Frau und ein Mann.

Oh, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...

Vllt bei Lou?

Sie ist - für mich - zu Beginn des Buches eher so die Mitläuferin, die es allen recht machen möchte. Unterstützt die Familie, hat einen sehr ehrgeizigen Freund - der mir nicht sehr symphatisch erscheint und einen Job, der ihr vorerst genügt. Doch mit der plötzlichen Kündigung beginnt für Lou die Zeit der Veränderungen. Die Suche nach einem neuen Job ist notwendig, doch die Vorschläge oder Probetage sind nicht das gelbe-vom-Ei. Doch dann kommt ein Vorstellungsgespräch, mit dem sie so nicht gerechnet hätte - schon gar nicht, mit dem Job an sich - und so begegnet sie Will...

Will ist nach einem Unfall an den Rollstuhl gebunden und auf dauerhafte Pflege angewiesen. Da er vor dem Unfall beruflich sehr erfolgreich und sportlich aktiv war, kann er sich mit seinem Schicksal nicht abfinden. Ein Mann, der sich mit allen Facetten seines Zustandes befasst hat, sich unverstanden von der Familie fühlt und einen konkreten Plan hat, als er Lou begegnet...

Beim Lesen musste ich lachen, weinen und habe so manches Mal auch den Kopf geschüttelt. Die Geschichte der beiden, wie sie beginnen sich einander zu respektieren, zu reflektieren und sich beinahe perfekt aufeinander einspielen - einfach nur toll! Wie oft habe ich mich gefragt, wann Lou Patrick endlich abschießt oder wann sie sich die Gefühle eingesteht, die sie für Will entwickelt... Wie oft habe ich den Kopf geschüttelt, über Wills Sturheit oder die Ignoranz der Leute, die es auch im echten Leben gibt und die sich wohl nie an den Anblick oder eine vernünftige Behandlung beeinträchtigter Menschen gewöhnen wollen... Und wie oft habe ich mir wohl ein Happy End gewünscht?

Ich hätte am liebsten noch weitergelesen und das Buch um die beiden könnte für mich auch ewig weiter gehen. Nie hätte ich gedacht, dass es so endet... Niemals!

Aber, mein Kompliment an die Autorin - dieses Buch lässt sich toll lesen, ist schön geschrieben und sehr detailreich. Das einbeziehen der Internet-Chatrooms fand ich super, und der dort beschriebene Austausch gefiel mir sehr. Das Wills Familie an dem Unfall zerbrochen ist, war für mich nachvollziehbar, aber hatte für mich etwas klischeehaftes und auch der Wandel in Lous Familie ließ sich erahnen. Die Gestaltung des Covers ist der absolute Hammer - nur mal so neben bei bemerkt ;) Aber das Ende der Geschichte,... schnief... vllt erfahren wir ja irgendwann einmal, wie es in Lous Leben weiter ging...

:)